In der Allgemeinmedizin ist Holland Vorbild

In Deutschland wird an 18 von 36 medizinischen Fakultäten Allgemeinmedizin unterrichtet, die Bundesrepublik liegt damit auf den hinteren Plätzen. Vorbild sind die Niederlande: dort gibt es das Fach an fast jeder Fakultät.

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Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes kritisiert die Politik zum freiwilligen Primärarztsystem.

Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes kritisiert die Politik zum freiwilligen Primärarztsystem.

© kruppa / bildschön gmbH

SALZBURG (ras). In Deutschland und Österreich hat die Allgemeinmedizin immer noch einen viel zu geringen Stellenwert. Vor allem im Vergleich mit anderen europäischen Ländern.

Das haben die Hausärzteverbände beider Länder auf dem 45. deutsch-österreichischen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin in Salzburg beklagt.

Ein Vorbild seien zum Beispiel die Niederlande. Dort sei die Allgemeinmedizin an nahezu allen universitären Einrichtungen verankert, in Deutschland lediglich an 18 von 36 medizinischen Fakultäten, in Österreich sogar nur an zwei, hieß es auf dem Kongress.

Kein Primärarztsystem in Deutschland

Unverständlich ist es nach Auffassung des Deutschen Hausärzteverbandes, dass in Deutschland die Einführung eines freiwilligen Primärarztsystems politisch zur Disposition gestellt werde, während in anderen EU-Staaten ein striktes Primärarztsystem politisch unumstritten sei.

Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, kann es deshalb auch nicht nachvollziehen, dass der Paragraf 73 b SGB V, der den Hausärzten erstmals eine gewisse finanzielle und strukturelle Sicherheit gegeben habe, von der schwarz-gelben Koalition wieder ausgehöhlt worden sei.

"Höchst unterbelichtete" Ausbildung in Österreich

Erhebliche Defizite sieht Weigeldt auch bei der Honorierung ärztlicher Leistungen in der Regelversorgung.

Denn je näher ein deutscher Arzt am Patienten arbeite und je ganzheitlicher und zeitintensiverer ihn behandele, desto geringer falle sein Honorar aus, kritisierte er.

Als "höchst unterbelichtet" bezeichnete der österreichische Gesundheitsminister Alois Stöger die universitäre Ausbildung in der Allgemeinmedizin in seinem Heimatland.

Zwei Lehrstühle für Allgemeinmedizin für ganz Österreich seien ein Armutszeugnis, kritisierte dann auch der österreichische Kongress-Präsident Professor Andreas Sönnichsen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Valide Daten liefern gute Argumente

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Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 27.09.201118:28 Uhr

Zum holländischen Vorbild

Der Zugang zur medizinischen Versorgung ist in den Niederlanden für gesetzlich Krankenversicherte über ein primärärztliches System geregelt. Ein großer Anteil der Bevölkerung ist privatversichert und hat(te) damit auch ungehinderten Zugang zu den an den Kliniken zuständigen Spezialisten.

Hausärzte und ihre Patienten seien damit vollauf zufrieden, referierte die Vorsitzende des Hausarztverbandes vor vielen Jahren auf einer Tagung und berichtete, dass der Gesetzgeber die Ausweitung der primärztlichen Versorgung auch für die Privatpatienten plane.

Auf die Frage, ob auch die Spezialisten damit einverstanden wären, den Zugang derart einzuschränken, antwortete die hausärztliche Kollegin: "Aber ja, die sind doch völlig überlaufen".

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