Demenzkranke

Info-Chaos für Hausärzte

Jede Gemeinde hat andere Hilfe-Strukturen: Das erschwert Hausärzten die Arbeit mit Demenzkranken ungemein. Ein Modellprojekt in Gießen will die Schwachstellen nun aufzeigen.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Bei der Versorgung von Demenzkranken hapert es oft in der Kommunikatin zwischen Kliniken, Angehörigen, Pflegediensten und Hausärzten.

Bei der Versorgung von Demenzkranken hapert es oft in der Kommunikatin zwischen Kliniken, Angehörigen, Pflegediensten und Hausärzten.

© photos.com PLUS

GIEßEN. Hausärzte sind oft zu wenig vernetzt, wenn es darum geht, Betreuungsangebote für Demenzkranke zu finden. Ein Modellprojekt in Gießen versucht, die Sektorengrenzen zu überwinden und Schwächen und Störungen aufzuzeigen.

"Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind durch ein Modellprojekt nicht zu ändern. Auf lokaler Ebene ist jedoch einiges machbar", sagt die Gerontologin Juliane Vogel vom Diakonischen Werk Gießen.

Sie begleitet das im Februar 2012 gestartete Modellprojekt "Entlassung in die Lücke" für Demenzkranke und ihre Angehörige.

Es wird vom Sozialministerium in Wiesbaden und den Krankenkassen mit 110.000 Euro pro Jahr unterstützt, die wissenschaftliche Begleitung hat die Justus-Liebig-Universität in Gießen übernommen.

Informationsaustausch nicht optimal

Die größte Hürde, so ein Zwischenergebnis, sind die Sektorengrenzen zwischen dem SGB V und SGB VI. Vor allem der Informationsaustausch zwischen Kliniken, Angehörigen, Pflegediensten und Hausärzten klappt nicht optimal.

So kämen etwa manche Überleitungsbögen, in denen Klinikmitarbeiter bei der Entlassung kognitive Störungen der Patienten vermerken, nicht bei Hausärzten oder Pflegediensten an.

"Das ist meist vom persönlichen Engagement Einzelner abhängig", so ihre Erfahrung. Bei der Betreuung von Demenzkranken gebe es gerade bei Hausärzten Informationsdefizite. "Sie sind oft erfolglos auf der Suche nach Ansprechpartnern vor Ort", sagt Juliane Vogel.

Lokale Alzheimergesellschaft initiiert

Jede Gemeinde habe andere Strukturen. In Gießen und dem Landkreis gebe es derzeit etwa 4000 Patienten mit der Diagnose Demenz. Ein zentrales Register für Netze gibt es nicht.

Die Projekt-Mitarbeiter haben die Gründung einer lokalen Alzheimergesellschaft initiiert, die auch als Anlaufstelle für Hausärzte dienen soll.

Ein weiteres Instrument, das sich bewährt hat, sind Kooperationstreffen, bei denen alle drei Monate Hausärzte und Vertreter von Kliniken, Sozialdiensten und Pflegediensten zusammenkommen. "Da gibt es großen Gesprächsbedarf."

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gemeindenotfallsanitäter und Surveillance-System in außerklinischer Intensivpflege

Innovationsausschuss vergibt Prüfaufträge

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass eine chronische Lebererkrankungen ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer akuten Pankreatitis ist. Sie betonen aber, dass für eine endgültige Schlussfolgerungen die Fallzahlen teils zu gering und die Konfidenzintervalle zu weit sind.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Mehr Komplikationen, höhere Sterblichkeit

Akute Pankreatitis plus CLD – eine unheilvolle Kombination

Einweg-E-Zigaretten

© Moritz Frankenberg / dpa

Vaping

Konsum von fruchtigen E-Zigaretten im Trend