Verbesserungsvorschläge auf dem Medica Econ Forum

Innovationsfonds: Der Weg in die Regelversorgung ist zu lang

Der erfolgreiche Abschluss macht Projekte, die vom Innovationsfonds gefördert werden, nicht zu Selbstläufern. Die Beteiligten müssen noch viele Hürden überwinden, vor allem bei der Finanzierung.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Der Innovationsfonds gilt als Ideenschmiede. Doch erfolgreiche Projekte haben extrem damit zu kämpfen, in die Regelversorgung zu kommen.

Der Innovationsfonds gilt als Ideenschmiede. Doch erfolgreiche Projekte haben extrem damit zu kämpfen, in die Regelversorgung zu kommen.

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Düsseldorf. Auch wenn Innovationsfonds-Projekte mit guten Ergebnissen abgeschlossen werden und eine positive Empfehlung erhalten, dauert es oft sehr lange, bis sie in die Regelversorgung überführt werden. Das gefährdet den Fortbestand mancher Projekte. Hilfreich wären eine geregelte Zwischenfinanzierung und unterstützende Strukturen, waren sich die Diskutantinnen bei einer Veranstaltung auf dem Medica Econ Forum der Techniker Krankenkasse in Düsseldorf.

„Bei positiven Projektergebnissen und Wirksamkeitsnachweisen wünschen wir uns eine schnelle und effektive Überführung in die Regelversorgung“, sagte Dr. Andrea Petermann-Mayer, Leiterin der Sektion Psychoonkologie an der Uniklinik RWTH Aachen. Auf ihrer Wunschliste stehen zudem eine engere Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und den Leistungsträgern sowie eine Begleitung während der Übergangsphase.

Petermann-Mayer ist Leiterin des Innovationsfonds-Projektes Familien-SCOUT, bei dem es um die Unterstützung von Familien mit einem an Krebs erkrankten Elternteil geht. Das Projekt wurde 2018 bis 2022 vom Innovationsfonds gefördert. Im August 2024 kam die Empfehlung des Innovationsausschusses, das Konzept in die Regelversorgung zu überführen. „Seit 2021 hangeln wir uns von Überbrückungsvertrag zu Überbrückungsvertrag“, berichtete sie.

Gebraucht wird eine Zwischenfinanzierung

Die Ärztin schätzt, dass ein bundesweites Ausrollen mindestens noch zwei Jahre dauert. So müssten Leistungserbringer für die Teilnahme gewonnen, Sozialpädagogen geschult und in den Regionen Netzwerke geknüpft werden. „Es wäre wichtig, dass die Zwischenfinanzierung geregelt ist.“

Die viel zu langen Übergangsfristen gehören nach ihrer Erfahrung zu den Schattenseiten des Innovationsfonds, die den vielen positiven Aspekten gegenüberstehen. Probleme bereitet nach ihren Angaben auch die sehr eng geführte Projektträgerschaft durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

So müsse das Projektmanagement viele Statusberichte, Meilensteinpläne und Änderungsanträge vorlegen. „Allein die Beantragung einer kostenneutralen Verlängerung des Projektes um sechs Monate erforderte einen detaillierten neunseitigen Antrag“, monierte sie. Und bei der Gesamtabrechnung von 900.000 Euro wurde das Team auf einen Fehlbetrag von 0,01 Cent hingewiesen.

Die Beteiligten haben sich von solchen Dingen aber nicht abschrecken lassen. „Es war unser Ziel, durchzuhalten“, betonte sie.

„Strukturen brechen weg“

Petermann-Mayer warnte davor, beim Innovationsfonds auf den Idealismus der Beteiligten als „Struktur für die Zukunft“ zu setzen. „Wenn wir die Regelversorgung verändern wollen, dann muss es auch finanzierbar sein.“ Sie schlug vor, dass jemand, der sich mit den Strukturen des Gemeinsamen Bundesausschusses auskennt, die Projekte begleitet, und zwar spätestens, nachdem die Empfehlung ausgesprochen wurde.

Das wäre auch aus Sicht von Professorin Stephanie Stock ein wichtiger Schritt. Sie ist Leiterin des Instituts für Gesundheitsökonomie & Klinische Epidemiologie der Universität Köln. An dem Institut laufen mehrere Projekte, die vom Innovationsfonds gefördert werden.

Die lange Zeit bis zur Integration der erfolgreichen Projekte in die Regelversorgung sei ein großes Problem, bestätigte sie. „Wenn der Übergang nicht schnell passiert, brechen uns die Strukturen weg.“ Mitarbeitende könnten nicht länger finanziert werden. Zudem würden Instrumente wie Entscheidungshilfen oder Apps oft nicht weiter gepflegt. „Wenn die Regelversorgung kommt, sind sie veraltet.“

Erfahrungen müssen gebündelt werden

Für Dr. Ursula Hahn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Managed Care und Geschäftsführerin des augenärztlichen OcuNet Verbunds, ist die fehlende Anschlussfinanzierung die größte Herausforderung bei den Projekten. Es sei meist schwierig, sie zu organisieren.

Wenn die Hürde der Empfehlung genommen sei, stelle sich eine weitere große Frage: „Welches sind die Preise, die dann verhandelt werden?“ Hahn führte das Beispiel des Telemonitorings bei Herzinsuffizienz an. „Am Schluss sind da Regularien herausgekommen, die schwierig für jeden sind, der nicht nur idealistisch unterwegs ist.“

Sie plädierte dafür, die Erfahrungen aus verschiedenen Projekten mit ähnlichen Zielrichtungen zusammenzuführen und auszuwerten. Aus den einzelnen Ansätzen könnte sich dann eine Struktur herauskristallisiert.

Eine solche systematische Zusammenführung im Rahmen des Innovationsfonds hält auch Stock für sinnvoll. „Wir müssen die Evidenz zusammenbringen, um zu sehen, was wir für die Versorgung lernen können.“

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