„Tiefgreifende Reform des DRG-Systems“ nötig?
Internistentag: Arztkosten raus aus den Fallpauschalen!
Nach dem „Pflexit“ müssen auch die Arztkosten aus den DRG ausgelagert werden, fordern die Internisten. Aber auch bei der hausärztlichen Versorgung sehen sie dringend Handlungsbedarf: Stichwort Ärztemangel. Eine alleinige Förderung der Allgemeinmedizin helfe hier nicht.
Veröffentlicht:Berlin. Eine neue Bundesregierung wird zügig nach der Wahl und Koalitionsbildung an zwei wichtige Versorgungsthemen rangehen müssen: die Förderung der hausärztlichen Versorgung und die Klinikfinanzierung. So lautet die Forderung der Internisten. „Eine erste Ad hoc-Maßnahme muss die Ausgliederung der Arztkosten aus den DRG sein“, sagte Dr. Kevin Schulte, 2. Vizepräsident des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten, am Freitag auf dem Internistentag in Berlin. Die einseitige Ausgliederung der Pflegepersonalkosten aus den Fallpauschalen habe den ökonomischen Druck auf die Ärzte in den Kliniken in den vergangenen eineinhalb Jahren noch einmal deutlich erhöht, so Schulte. Das belegten die Berichte der stationär tätigen BDI-Mitglieder, die immerhin rund die Hälfte der Verbandsmitglieder ausmachen. „Es ist genau das eingetreten, wovor wir 2019, als die Pflegekosten aus den DRG herausgenommen wurden, gewarnt haben“, sagte er.
Dadurch dass die Länder nach wie vor ihrer Investitionsverpflichtung nicht nachkämen und die Fallpauschalen aus ihrer Systematik heraus durchaus Fehlanreize böten, versuchten die Klinikleitungen nun an anderer Stelle als den Pflegekosten Investitionen querzusubventionieren und Kosten zu sparen.
„Tiefgreifende Reform des DRG-Systems“
Gleichzeitig habe in der Pflege und auch im ärztlichen Bereich die Arbeitsverdichtung in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. „Es muss eine tiefgreifende Reform des DRG-Systems geben“, räumte Schulte ein. Aber da dies zu viel Zeit brauche, müsse als erste Maßnahme die Ausgliederung der Arztkosten angegangen werden. „Eine stationäre Versorgung ohne Ärzte funktioniert nicht“, so Schulte.
Zweites wichtiges Thema ist der Ärztemangel, vor allem im hausärztlichen Bereich. Dieser lasse sich nur dann meistern, wenn alle Ärzte, die an der hausärztlichen Versorgung beteiligt sind, auch gleichermaßen von politischen Fördermaßnahmen profitierten. Die Hochrechnung, die das IGES-Institut im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung vorgelegt habe, zeige eindrücklich, wo wir hinsteuern: „2035 könnten bundesweit 11.000 Hausärzte fehlen“, sagte BDI-Präsidentin Christine Neumann-Grutzeck. „Wir müssen in allen Bereichen angreifen, wenn wir die Versorgung sichern wollen.“
Das schließe die Internisten mit ein. „Die Innere Medizin ist ein attraktives Fach“, legte sie nach. „Es wäre gut, wenn wir es schaffen würden, so viele internistische Kolleginnen und Kollegen wie möglich in die hausärztliche Versorgung zu bekommen.“
Fokus der Förderung allein auf die Allgemeinmedizin ist falsch
Die Förderung der ambulanten Weiterbildung nach Paragraf 75a Abs. 1 SGB V stehe bislang aber nur Fachärzten für Allgemeinmedizin offen. Dass gehört dringend geändert, so die BDI-Präsidentin. Wobei sie durchaus einräumte, dass man bei der Ausgestaltung der Förderung im SGB V vielleicht auch vonseiten der Internisten nicht aufgepasst hat. Dann wäre diese Nachkorrektur jetzt nicht notwendig. Das Geld wäre da, ist sich Neumann-Grutzeck sicher. „Von 7500 möglichen geförderten Weiterbildungsstellen für Fachärzte für Allgemeinmedizin werden 3050 nicht abgerufen.“ Das gehe aus der Evaluation der KBV aus 2019 hervor. „Warum investieren wir das nicht breiter?“, so ihr Appell. (reh)