In Müngeln
KV Sachsen eröffnet eigene Praxis
Um die Versorgung im ländlichen Raum zu sichern, hat die KV Sachsen eine eigene Praxis in Mügeln eingerichtet.
Veröffentlicht:MÜGELN. Aufatmen in Mügeln: Nach etlichen Jahren der kritischen Versorgung hat die KV Sachsen in der Kleinstadt eine eigene Praxis eröffnet.
Seit Jahresbeginn ist dort der Internist Thomas Kracht (40) angestellt, der bislang ausschließlich im Krankenhaus gearbeitet hat. Für die Stadt und die bereits in Mügeln ansässigen Hausärzte ist dies ein Glücksfall - für die KV allerdings nur die "Ultima Ratio".
Noch ist nicht alles fertig, doch Patienten gibt es jetzt schon genug für Kracht. Zu lange schon hat der Ort im Kreis Nordsachsen mit einer Versorgungslücke zu kämpfen.
Für den ehemaligen Landkreis Torgau-Oschatz, zu dem die Kleinstadt damals noch zählte, wurde schon 2005 eine drohende hausärztliche Unterversorgung durch den Landesausschuss festgestellt. Zuletzt lag der Versorgungsgrad in der Region bei nur knapp 70 Prozent.
Zwei Hausärzte hätten in den vergangenen Jahren keinen Nachfolger für ihre Praxis finden können, berichtet Bürgermeister Johannes Ecke. Fachärzte gebe es sowieso keine in der rund 6200 Einwohner zählenden Kleinstadt, die ziemlich genau zwischen Leipzig und Dresden gelegen ist.
Arzt froh, dass die KV ihm "über die Schulter" schaut
Nun soll Thomas Kracht als angestellter Arzt die zwei noch verbliebenen Hausärzte in dem Ort entlasten, vor deren Praxen sich dem Bürgermeister zufolge auch schon mal Schlangen gebildet haben.
Kracht lebt erst seit ein paar Jahren in der Region und will sich dort aus privaten Gründen dauerhaft niederlassen.
Nun will er zunächst Erfahrung in der Praxis sammeln. Es gebe viele Vorschriften zu beachten und auch das Verhältnis zu den Patienten sei ein anderes als in der Klinik. Er sei froh, dass ihm die KV da in der ersten Zeit "über die Schulter" schaue, meint Kracht.
Für den Vorstandsvorsitzenden der KV Sachsen, Dr. Klaus Heckemann, sollte die Variante der Eigenpraxis in Mügeln aber nur eine kurze Episode sein.
"Wir haben hier etwas gemacht, was wir möglichst schnell wieder loswerden wollen", sagt Heckemann. Er hoffe sehr, dass Kracht bald erkläre: "Die KV brauche ich nicht mehr, das kann ich auch alleine."
Von ihm aus könnte das auch sofort sein. Realistisch blicke er aber auf einen Zeitraum von mindestens einem Jahr, in dem die KV die Praxis selbst betreiben müsse, sagt Heckemann. Spätestens bis dann sollte sich die Praxis wirtschaftlich tragen.
Weshalb junge Ärzte die Niederlassung scheuen, kann sich Heckemann nicht so recht erklären. Letztlich laufe es wohl auf den fehlenden Mut hinaus, glaubt er.
Die Sorge vor dem Finanziellen sei meist unbegründet. Erst recht in einer unversorgten Region, wo Ärzte mittlerweile Mangelware seien. (lup)
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