Zu viele Klinikbetten

KV kritisiert Krankenhausplanung in Thüringen

Der Thüringer Krankenhausplan setze zu wenig auf mehr ambulante Versorgung und Konzentrationsprozesse, kritisiert KVT-Vize Dr. Thomas Schröter.

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Lässt kein gutes Haar an der Thüringer Krankenhausplanung: KVT-Vize Dr. Thomas Schröter.

Lässt kein gutes Haar an der Thüringer Krankenhausplanung: KVT-Vize Dr. Thomas Schröter.

© kvt

Weimar. Zu langwierig, zu zögerlich: Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen übt Kritik an der Krankenhausplanung der bisherigen Landesgesundheitsministerin Heike Werner (Linke). In deren Planung spiegele sich der starke Wunsch von Landeskrankenhausgesellschaft und Ministerium, „möglichst vieles möge so bleiben, wie es ist“, sagte KVT-Vize Thomas Schröter kürzlich vor der Vertreterversammlung. Während Krankenkassen und KVT für eine stärkere Ambulantisierung plädierten, schreibe der im Sommer vom Kabinett verabschiedete 8. Thüringer Krankenhausplan die „alte Welt“ der Abteilungsplanung ohne Konzentrationsprozesse fort. Erst nach der Krankenhausreform des Bundes solle nach dem Willen des Ministeriums die „neue Welt“ der Planung nach Leistungsgruppen angepasst zu werden.

Insgesamt verfügt Thüringen nach einem Expertengutachten im Auftrag des Gesundheitsministeriums für den Krankenhausplan über etwa 3.000 Klinikbetten zu viel. In dem im Sommer vom Kabinett beschlossenen allgemeinen Teil des neuen Krankenhausplans werden keine konkreten Aussagen zur Bettenreduzierung getroffen. Die Klinikstandorte mit somatischen Fächern – also das Gros der Häuser in Thüringen – sollen in Abhängigkeit vom Fortgang der Bundesreform voraussichtlich bis Ende 2026 Leistungsgruppen zugewiesen bekommen.

Planung wird von der Realität überholt

Schröter kritisierte, dass der Planungsprozess fast zwei Jahre gedauert habe, in denen vor allem versucht worden sei, die gegensätzlichen Interessenlagen der Beteiligten zu überdecken. Dies sei letztlich nicht gelungen. Zudem hat nach seiner Auffassung die Realität Ministerium und Krankenhauslandschaft noch während der Planungsphase eingeholt, Stichwort Klinikinsolvenzen.

Zu Jahresbeginn hatte der Regiomed-Klinikverbund mit drei Akutkrankenhäusern auch in Südthüringen Insolvenz angemeldet, sie werden von den Landkreisen Sonneberg und Hildburghausen nun zurück in ihre Regie übernommen, sind für den Weiterbetrieb aber auf eine Landesbürgschaft angewiesen. Schlechter erging es der insolventen Sternbach-Klinik in Schleiz, die Ende August geschlossen wurde – die erste pleitebedingte Schließung eines Krankenhauses in Thüringen überhaupt.

Die KVT sieht in beiden Fällen eine Mitverantwortung des Ministeriums. Im Fall des Regiomed-Standorts Neuhaus habe es die gemeinsamen Bemühungen des bisherigen Trägers, der Krankenkassen und der KVT zur Ambulantisierung „über Jahre „ausgebremst“, so Schröter. Das führt aus seiner Sicht dazu, dass der kleine Standort auch nach der Übernahme durch den Landkreis Sonneberg nicht zukunftsfähig ist. „Absehbar“ werde es zur Schließung des Stationsbetriebes kommen. Auch das Krankenhaus Schleiz sei wegen seiner geringen Größe – rund 140 Betten – nicht wirtschaftlich zu führen gewesen. Dennoch hätten weder das planungsverantwortliche Ministerium noch die zuständigen Lokalpolitiker den Mut zur Wahrheit gehabt und einem Investor, der viel versprochen habe, vertraut. (zei)

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