Forderung von Kinderärzten und Hygienikern
Kitas und Schulen zeitnah öffnen!
Trotz Corona: Kinderärzte und Krankenhaushygieniker sprechen sich für die uneingeschränkte Wiedereröffnung von Kitas und Schulen aus. Sie begründen dies auch mit einem geringeren Ansteckungsrisiko von Kindern.
Veröffentlicht:Berlin. Klare Ansage von Kinderärzten und Krankenhaushygienikern an die Politik: Schulen und Kitas sollten möglichst „zeitnah“ wieder uneingeschränkt öffnen. Der Schutz von Lehrern, Erziehern, Betreuern und Eltern und die allgemeinen Hygieneregeln stünden dem nicht entgegen, heißt es in einer der „Ärzte Zeitung“ vorliegenden Stellungnahme.
Gezeichnet ist diese von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), der Deutschen Akademie für Kinder und Jugendmedizin (DAKJ) sowie dem Berufsverband der Kinder und Jugendärzte (bvkj).
Verzicht auf Maskenpflicht
Nach Überzeugung der Fachgesellschaften könnten Kitas, Kindergärten und Schulen wieder öffnen, ohne dass bei den Kindern massive Einschränkungen durch Kleinstgruppenbildung oder Abstandswahrung und Masken nötig sind. Die gegenwärtige Datenlage stütze diese Einschätzung. Entscheidender als die individuelle Gruppengröße sei die Frage der nachhaltigen Konstanz der jeweiligen Gruppe. „Durchmischungen“ seien zu vermeiden.
Wegen der Corona-Pandemie waren Mitte März bundesweit Kitas, Kindergärten und Schulen geschlossen worden. Inzwischen sind viele Einrichtungen zwar wieder offen, laufen aber größtenteils im Notbetrieb. Zuletzt hatten mehrere Virologen, darunter der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Professor Christian Drosten, vor der unbegrenzten Wiedereröffnung von Kitas und Schulen gewarnt – auch mit dem Verweis, dass Kinder genauso infektiös seien wie Erwachsene.
Debatte um Ansteckungsrisiko
Demgegenüber heben die Fachgesellschaften hervor, dass „zahlreiche Erkenntnisse“ gegen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko durch Kinder sprächen. Studien, Reviews und Modellierungen in Verbindung mit den Auswertungen früherer Influenza-Pandemien ergäben ein „zunehmend schlüssiges Bild“, wonach Kinder in der aktuellen COVID-19-Pandemie keine herausragende Rolle in der Ausbreitungsdynamik spielten – anders als bei normaler Influenza. Kinder und Jugendliche mit einer SARS-CoV-2-Infektion zeigten zudem mehrheitlich keine oder nur milde Symptome.
„ÄrzteTag“-Podcast
KITA-Öffnung: Spagat zwischen Kindeswohl und Infektionsgefahr
Um Infektionen in Kitas und Schulen zu verhindern, könnten die Kinder in Hygiene-Grundregeln wie etwa Händewaschen und achtsames Hygieneverhalten im Umgang miteinander, beim Essen und in den Sanitäreinrichtungen spielerisch und kindgerecht unterwiesen werden, schlagen die Fachgesellschaften vor.
Das und die dazu erforderliche Ausstattung aller Schultoiletten und Händewaschplätze mit Seifenspendern und Papierhandtüchern könnten sogar „langfristig positive Auswirkungen auf die Ausbreitung vieler anderer kontagiöser Erreger in solchen Einrichtungen“ haben.
Kitas und Schulen stellten im Gegensatz zu Pflegeheimen per se keine Hochrisikoumgebung dar und könnten nach individueller ärztlicher Abwägung auch von Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Grunderkrankungen aufgesucht werden, so die Fachgesellschaften.