Sektorenübergreifende Versorgung
Kleine Kliniken als Brückenbauer gesucht
Mit dem Innovationsfondsprojekt „StatAMed“ will die AOK Rheinland/Hamburg die interdisziplinäre Versorgung vor allem älterer Menschen zwischen Praxis und Klinik voranbringen – an den Standorten Hamburg, Essen und Pirmasens.
Veröffentlicht:Hamburg. Die sektorenübergreifende Versorgung soll demnächst in Hamburg, Essen und Pirmasens neuen Schub bekommen. An diesen drei Standorten soll mit „StatAMed“ ein Projekt ins Leben gerufen werden, das die Initiatoren als „Brücke zwischen ambulanter und stationärer Behandlung“ verstehen.
„Insbesondere ältere Patientinnen und Patienten ohne gesicherte häusliche Versorgung und ohne ein stabiles soziales Umfeld benötigen eine niedrigschwellige stationäre Behandlung, die jedoch nicht hochspezialisiert in einem Akutkrankenhaus oder einer Geriatrie erfolgen muss“, sagt Matthias Mohrmann. Das Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg hofft, dass „StatAMed“ eine interdisziplinäre Versorgungsebene etablieren wird, die als Verbindung zwischen Arztpraxen und Spezialkliniken dient.
Stadtteilklinik als Vorbild
Für das Projekt wird in jeder Region eine kleine Klinik mit allgemeinmedizinischer Abteilung – bei Bedarf auch mit operativen Belegbetten – ohne Notaufnahme, aber mit medizintechnischer Basisausstattung und eigenen Allgemeinmedizinern, Internisten und Pflegenden benötigt.
Als Vorbild dient die Stadtteilklinik in Hamburg-Billstedt, die auf ein Modell der kurzstationären Versorgung setzt. Ein Krankenhausstandort im Essener Norden wird derzeit gesucht, außerdem soll ein Klinikstandort des Städtischen Krankenhauses Pirmasens im rheinland-pfälzischen Rodalben eingebunden werden.
Die Projektverantwortlichen sind zudem offen für weitere Krankenhausträger, die Interesse an einer Umwandlung eines Standortes der Grund- und Regelversorgung in eine StatAMed-Einrichtung haben. In den jeweiligen Regionen sollen Arztnetze, ambulante Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtungen eingebunden werden.
Bezugspersonen und Angehörige werden einbezogen
Und so soll die Zusammenarbeit konkret funktionieren: Vor der Patientenaufnahme gibt es ein strukturiertes Einweisungsgespräch zwischen dem einweisenden niedergelassenen Arzt und dem medizinischen Koordinator der Klinik, die gemeinsam das Behandlungsziel formulieren und einen nahtlosen Behandlungsübergang gewährleisten.
Bezugspersonen und Angehörige der Patienten werden einbezogen, damit auch die Lebensumstände berücksichtigt werden. Es soll eine sektorenübergreifende Behandlungsplanung und ein Case-Management geben. Auch eine telemedizinische Nachsorge, in die regionale Netzwerk-Ärzte einbezogen werden, ist vorgesehen. Die poststationäre häusliche Versorgung übernehmen „Flying Nurses“.
Als Ergebnis dieser Kooperation erhoffen sich die Initiatoren einen nahtlosen Übergang ohne Brüche zwischen den Sektoren und damit mehr Versorgungsqualität, eine höhere Patientensicherheit und weniger Über-, Fehl- oder Unterversorgung.
Die Partner des vom Innovationsfonds unterstützten Projektes erhoffen sich von den Erfahrungen eine Perspektive für die Versorgung in ländlichen Regionen.
Projekt ist auf vier Jahre angelegt
Die Abkürzung „StatAMed“ ist aus Buchstaben des Projektnamens „Kurzstationäres allgemeinmedizinisch-orientiertes Versorgungsmodell“ entstanden. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt und soll im Laufe des kommenden Jahres starten. Es ist eines von 30 der insgesamt 123 Ideenskizzen, die die erste Hürde beim Innovationsfonds genommen haben.
Die Initiatoren rechnen damit, dass gut 12 Millionen Euro Fördervolumen für die drei Standorte benötigt werden. Neben der AOK Rheinland/Hamburg als Konsortialführer sind die Stadtteilklinik und die Uni in der Hansestadt mit dem Hamburg Center for Health Economics, das MVZ Mümmelmannsberg und das Institute for Health Care Business eingebunden.