Sektorenübergreifende Versorgung

Kleine Kliniken als Brückenbauer gesucht

Mit dem Innovationsfondsprojekt „StatAMed“ will die AOK Rheinland/Hamburg die interdisziplinäre Versorgung vor allem älterer Menschen zwischen Praxis und Klinik voranbringen – an den Standorten Hamburg, Essen und Pirmasens.

Dirk Schnack Veröffentlicht:
In die Einweisungsgespräche sollen Bezugspersonen und Angehörige einbezogen werden.

In die Einweisungsgespräche sollen Bezugspersonen und Angehörige einbezogen werden.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Hamburg. Die sektorenübergreifende Versorgung soll demnächst in Hamburg, Essen und Pirmasens neuen Schub bekommen. An diesen drei Standorten soll mit „StatAMed“ ein Projekt ins Leben gerufen werden, das die Initiatoren als „Brücke zwischen ambulanter und stationärer Behandlung“ verstehen.

„Insbesondere ältere Patientinnen und Patienten ohne gesicherte häusliche Versorgung und ohne ein stabiles soziales Umfeld benötigen eine niedrigschwellige stationäre Behandlung, die jedoch nicht hochspezialisiert in einem Akutkrankenhaus oder einer Geriatrie erfolgen muss“, sagt Matthias Mohrmann. Das Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg hofft, dass „StatAMed“ eine interdisziplinäre Versorgungsebene etablieren wird, die als Verbindung zwischen Arztpraxen und Spezialkliniken dient.

Stadtteilklinik als Vorbild

Für das Projekt wird in jeder Region eine kleine Klinik mit allgemeinmedizinischer Abteilung – bei Bedarf auch mit operativen Belegbetten – ohne Notaufnahme, aber mit medizintechnischer Basisausstattung und eigenen Allgemeinmedizinern, Internisten und Pflegenden benötigt.

Als Vorbild dient die Stadtteilklinik in Hamburg-Billstedt, die auf ein Modell der kurzstationären Versorgung setzt. Ein Krankenhausstandort im Essener Norden wird derzeit gesucht, außerdem soll ein Klinikstandort des Städtischen Krankenhauses Pirmasens im rheinland-pfälzischen Rodalben eingebunden werden.

Die Projektverantwortlichen sind zudem offen für weitere Krankenhausträger, die Interesse an einer Umwandlung eines Standortes der Grund- und Regelversorgung in eine StatAMed-Einrichtung haben. In den jeweiligen Regionen sollen Arztnetze, ambulante Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtungen eingebunden werden.

Bezugspersonen und Angehörige werden einbezogen

Und so soll die Zusammenarbeit konkret funktionieren: Vor der Patientenaufnahme gibt es ein strukturiertes Einweisungsgespräch zwischen dem einweisenden niedergelassenen Arzt und dem medizinischen Koordinator der Klinik, die gemeinsam das Behandlungsziel formulieren und einen nahtlosen Behandlungsübergang gewährleisten.

Bezugspersonen und Angehörige der Patienten werden einbezogen, damit auch die Lebensumstände berücksichtigt werden. Es soll eine sektorenübergreifende Behandlungsplanung und ein Case-Management geben. Auch eine telemedizinische Nachsorge, in die regionale Netzwerk-Ärzte einbezogen werden, ist vorgesehen. Die poststationäre häusliche Versorgung übernehmen „Flying Nurses“.

Als Ergebnis dieser Kooperation erhoffen sich die Initiatoren einen nahtlosen Übergang ohne Brüche zwischen den Sektoren und damit mehr Versorgungsqualität, eine höhere Patientensicherheit und weniger Über-, Fehl- oder Unterversorgung.

Die Partner des vom Innovationsfonds unterstützten Projektes erhoffen sich von den Erfahrungen eine Perspektive für die Versorgung in ländlichen Regionen.

Projekt ist auf vier Jahre angelegt

Die Abkürzung „StatAMed“ ist aus Buchstaben des Projektnamens „Kurzstationäres allgemeinmedizinisch-orientiertes Versorgungsmodell“ entstanden. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt und soll im Laufe des kommenden Jahres starten. Es ist eines von 30 der insgesamt 123 Ideenskizzen, die die erste Hürde beim Innovationsfonds genommen haben.

Die Initiatoren rechnen damit, dass gut 12 Millionen Euro Fördervolumen für die drei Standorte benötigt werden. Neben der AOK Rheinland/Hamburg als Konsortialführer sind die Stadtteilklinik und die Uni in der Hansestadt mit dem Hamburg Center for Health Economics, das MVZ Mümmelmannsberg und das Institute for Health Care Business eingebunden.

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sektorübergreifende Versorgung

StatAMed steht jetzt allen Einweisern offen

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Kommentare
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Metaanalyse von zehn RCT-Studien

Antiemetische Therapie: Ein Tag Dexamethason genügt

Lesetipps
Eine Frau mit diversen Erkrankungen

© Sebastian / stock.adobe.com / generated AI

Diagnose-Prävalenzen

Wo Autoimmunerkrankungen besonders häufig auftreten

Verpackung des Wirkstoffs Tirzepatid (Mounjaro) mit Aufziehspritze daneben

© Olaf Kunz / stock.adobe.com

SUMMIT-Studie

Tirzepatid auch erfolgreich bei Herzinsuffizienz-Therapie