Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Lauterbachs Großreform für die Krankenhäuser darf kommen. Vom einstigen Versprechen einer Revolution ist wenig übrig geblieben, vor allem aber Schlechtes. Eine gute Sache hat die Reform dennoch.

Denis NößlerEin Kommentar von Denis Nößler Veröffentlicht:

Eines der womöglich handwerklich am schlechtesten gemachten Gesetze darf in Kraft treten: Am Freitag haben die Bundesländer im Bundesrat die Klinikreform passieren lassen. Damit kann das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) in Kraft treten, sobald es der Bundespräsident ausgefertigt hat.

Lesen sie auch

Die beste Nachricht daran ist, dass die einstige Ampel-Koalition im Bund und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sich wenigstens noch ein großes abgeschlossenes Reformwerk im Gesundheitswesen auf die Fahnen schreiben können.

Und vermutlich atmen auch die Manager mancher Krankenhäuser auf. Immerhin wissen sie einstweilen wenigstens, woran sie sind. Und immerhin kann ab dem Jahr 2026 der 50 Milliarden Euro schwere Transformationsfonds starten.

Das war es dann aber auch schon. Weitere Gründe für Jubel gibt es bei diesem Gesetz nicht. An der von den Bundesländern zu verantwortenden in Teilen desolaten Krankenhauslandschaft wird sich erst einmal nichts ändern.

Auf die Kliniken im Land kommt vor allem neue Bürokratie zu. Der Verfassung wegen ist das Gesetz jetzt ein Rahmenwerk, das erst mit im Bundesrat zustimmungspflichtigen Rechtsverordnungen seine Wirkung entfalten kann – inklusive des nächsten programmierten Streits. Und dafür dürfen GKV und Steuerzahler künftig Milliarden ausgeben. Glückwunsch!

Ein Neustart ist dringend nötig

Aber vielleicht hat wenigstens die Genese des Klinikgesetzes noch etwas Gutes: Dass sie nämlich als anschauliches Beispiel für nachfolgende Politiker und Gesetzgeber taugen kann, wie man es tunlichst nicht machen sollte.

Über die Köpfe der Länder hinweg hat Minister Lauterbach versucht, eine Strukturreform durchzuboxen. Sich auf diese Weise mit den Bundesländern anzulegen, die eine starke Kliniklobby an der Seite haben, kann man als töricht bezeichnen. In jedem Fall aber dient es der Sache nicht.

Der Sache zu dienen wäre, gescheite Gesetze zu verabschieden, die das Land besser machen, und eben nicht den eigenen Kopf durchzusetzen, der selbstverständlich alles besser weiß. Jetzt wird ein Gesetz in Kraft treten, das nicht gut ist, wenn es in Kraft tritt, und das genauso wenig gut wäre, wenn es nicht in Kraft getreten wäre.

So bleibt nur die Hoffnung, dass der Appell von Saarlands Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) am Freitag im Bundesrat nicht verhallt: Dass die Länder und die nächste Bundesregierung sich rasch zusammensetzen und die Krankenhausversorgung endlich dahin entwickeln, wo das Land sie braucht.

Und bestenfalls ziehen Länder und Bund auch die Lehre aus einem weiteren Versäumnis in der Causa: Dass man eine Klinikreform zwingend auch ambulant konzipieren und dafür die Vertreter der Niedergelassenen involvieren sollte.

Mehr zum Thema

Nach Bundesrats-Votum

Unterschiedliche Reaktionen auf beschlossene Klinikreform

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Kommentare
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
In Deutschland gibt es immer weniger klinische Forschung. Was Deutschland hingegen zu leisten imstande ist, zeigte sich zuletzt bei der COVID-19-Pandemie: mRNA-basierte Impfstoffe wurden schnell entwickelt und produziert.

© metamorworks / stock.adobe.com

Handlungsempfehlungen

Deutschland-Tempo statt Bürokratie-Trägheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Nach Bundesrats-Votum

Unterschiedliche Reaktionen auf beschlossene Klinikreform

Lesetipps