Mehr Steuerung nötig
Kölner ÄLRD besorgt über zu viele Bagatellfälle in den Notaufnahmen
Auch NRW macht sich Gedanken über eine Notfallreform. In Köln geht man schon seit einigen Jahren neue Wege. Dem dortigen Ärztlichen Leiter Rettungsdienst genügt das aber nicht.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Noch immer landen zu viele Menschen in Notaufnahmen, die zwar akute medizinische Hilfe benötigen, aber dafür nicht zwingend ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. „Für die Krankenhäuser ist das eine enorme Belastung“, sagte Professor Alex Michael Lechleuthner, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Köln, bei einer Diskussionsrunde der KV Nordrhein zur Reform der Notfallversorgung.
Insgesamt stellten diejenigen, die die Notfallnummer 112 wählen, und jene, die den Bereitschaftsdienst unter 116 117 rufen, „zwei grundverschiedene Populationen“ dar. Gut ein Drittel aller 112-Anrufe kämen von Menschen, die unter freiem Himmel medizinische Hilfe benötigen, keinen festen Wohnsitz haben oder im öffentlichen Raum von einem gesundheitsbeeinträchtigenden Ereignis betroffen sind, berichtete Lechleuthner.
Reanimation oder schwere Verletzungen sind selten
Meistens handele es sich dabei um Personen, für die andere den Notruf wählen. „Das Gros von ihnen landet in den zentralen Notaufnahmen, wo festgestellt wird, dass gar keine lebensbedrohliche Gefahr vorliegt.“ Andere rufen aufgrund ihrer Hilflosigkeit infolge einer Mobilitätseinschränkung die 112 an.
Daneben gebe es auch Personen, die den Rettungsdienst nicht selten mit bereits gepackten Koffern erwarten, um ins Krankenhaus gefahren zu werden. „Diese Menschen haben ein ganz anderes medizinisches Problem und vielleicht auch schon einen Termin, aber es dauert ihnen zu lange.“
In 0,5 bis 0,6 Prozent der Fälle, in denen der Rettungsdienst gerufen wird, ist eine Wiederbelebung erforderlich, berichtete Lechleuthner. Schwere Verletzungen machen 0,3 Prozent der Einsätze aus, schwere Erkrankungen wie Schlaganfälle kommen auf 10 bis 12 Prozent.
Cave: Drehtüreffekt bei Moblitätseinschränkung
Der Rettungsdienst in Köln konnte in den vergangenen Jahren in Kooperation mit der KVNo etwa ein bis zwei Prozent der Fälle an die 116 117 weitervermitteln oder in sogenannte Partnerpraxen leiten. „Es gibt Städte, die einen höheren Anteil an die 116 117 weitergeben, die kriegen dann teilweise aber 30 Prozent von ihnen wieder zurück“, sagte er. In Köln gebe es dagegen fast keine Rückläufer.
Lechleuthner fordert eine stärkere Einbindung sozialer Einrichtungen und Dienste, um mehr Betroffene als bisher in die passende Behandlungsschiene und in den niedergelassenen Bereich zu steuern.
Ein großes Problem sei außerdem, wenn Personen mit eingeschränkter Autonomie und Mobilität aus dem Krankenhaus entlassen werden, zu Hause aber nicht alleine zurechtkommen. „Da entsteht dann ein Drehtüreffekt, diese Leute kommen immer wieder ins Krankenhaus“, kritisierte er. „Hier müssen wir noch weiter zulegen, um zu einer Verbesserung zu kommen.“