Omikron breitet sich aus

Kontroverse Diskussion um kürzere Corona-Quarantäne

Die sich immer schneller ausbreitende Corona-Variante Omikron stellt Deutschland vor Herausforderungen. Experten halten mitunter überraschende Ratschläge bereit. Kürzere Quarantänezeiten werden weiter heiß diskutiert.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nimmt am Dienstag an einer Videokonferenz des Expertenrats der Bundesregierung zur Corona-Pandemie teil. Mehrere Mitglieder des Gremiums äußerten sich im Vorfeld zur Debatte um kürzere Quarantänezeiten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nimmt am Dienstag an einer Videokonferenz des Expertenrats der Bundesregierung zur Corona-Pandemie teil. Mehrere Mitglieder des Gremiums äußerten sich im Vorfeld zur Debatte um kürzere Quarantänezeiten.

© Michael Kappeler/dpa

Berlin. Im Vorfeld des Omikron-Gipfels von Bund und Ländern am kommenden Freitag (7. Januar) steht eine mögliche Verkürzung von Quarantänezeiten weiter im Mittelpunkt einer kontroversen Diskussion.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion der Grünen, Janosch Dahmen, hat nun zur Vorsicht gemahnt. „Die Krankenschwester, die sich um einen Herzinfarkt oder Schlaganfall kümmert, jetzt aus den Quarantäneregeln herauszunehmen, die dann möglicherweise weitere Patienten ansteckt, das öffnet für Omikron zu viele Türen“, sagte der Notarzt am Dienstag der ARD.

Vorstellen könne er sich dies allerdings bei Angehörigen sehr spezialisierter Berufsgruppen im Wasser- oder Elektrizitätswerk, die wenige Kontakte hätten.

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Corona wird flächendeckend

Mitglieder des Expertenrates, der am Dienstag tagt, gehen davon aus, dass sich SARS-CoV-2 möglicherweise flächendeckend in der Bevölkerung verbreiten wird. „Wir müssen uns – so glaube ich – damit abfinden, dass jeder in Deutschland mit dem Virus in den nächsten Jahren immer mal wieder in Kontakt kommen wird“, sagte der Virologe Professor Hendrik Streeck am Dienstag der „Deutschen Presse-Agentur“. Infektionen bei Geimpften und Genesenen sollten aber gerade in den Sommermonaten keine großen Probleme bereiten, so Streeck.

Omikron gilt als deutlich ansteckender als die bisher bekannten Varianten von SARS-CoV-2. In einer Stellungnahme Ende vergangenen Jahres hatte dies der Expertenrat so bekräftigt. Die neue Variante infiziere in kürzester zeit deutlich mehr Menschen und beziehe auch Geimpfte und Genesene ein, teilte der Rat damals mit.

Sehr schnelle Ausbreitung auch in Deutschland

Der Verband der akkreditierten Labore (ALM) stellte am Dienstag fest, die Omikron-Variante breite sich in Deutschland erwartungsgemäß sehr schnell aus und sei deutlich ansteckender. Immer mehr Beschäftigte im Rettungsdienst, in Kliniken und in Laboren selbst seien betroffen.

Mit den durch die Labore über die DEMIS-Schnittstelle an das RKI übermittelten Daten der variantenspezifischen PCR-Tests könne man in dieser Woche – auch regionalspezifisch – adäquat über eine verkürzte Corona-Quarantäne entscheiden, hieß es beim Berufsverband Deutscher Laborärzte. Die medizinischen Labore deutschlandweit lieferten dem RKI aktuelle, belastbare Daten, um regional angemessen zu reagieren.

„Eine Verkürzung der Quarantäne auf fünf Tage mit anschließendem Freitesten ergibt dort Sinn, wo die Omikron- die Delta-Mutation verdrängt hat. Für eine Freitestung schon nach fünf Tagen verfügen die medizinischen Labore nach derzeitigem Stand über ausreichende Kapazitäten“, sagte BDL-Vorsitzender Dr. Andreas Bobrowski.

Drosten für kürzere Quarantäne

Auch der Chef-Virologe der Berliner Charité, Professor Christian Drosten, wie Streeck Mitglied des Expertenrates, hat eine vorsichtige Durchseuchung der Bevölkerung unter bestimmten Bedingungen als Möglichkeit angedeutet.

„Wenn wir geringere Krankheitsschwere haben, wenn die Verläufe im Durchschnitt milder werden, dann wird man zwangsläufig politisch, gesellschaftlich, juristisch höhere Inzidenzen zulassen wollen und müssen, und das bedeutet dann, dass in der normalen Gesellschaft, also beispielsweise in Belegschaften, immer mehr Krankheitsfälle auftreten“, sagte Drosten dem Deutschlandfunk.

Wenn Omikron tatsächlich leichtere Verläufe aufweise, fände er es daher sinnvoll in Richtung einer Verkürzung der Quarantänezeiten zu gehen.

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Wüst will differenzierte Regeln

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich für eine Differenzierung der Quarantäne-Regeln bei doppelt und dreifach Geimpften ausgesprochen. Wegen der leichteren Krankheitsverläufe sollte die 14-Tage-Isolation von Infizierten überdacht werden, sagte Wüst mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag.

Für eine vorsichtige Lockerung der Quarantänevorgaben hat auch KBV-Chef Dr. Andreas Gassen plädiert: „Man muss sich überlegen, ob generell für geimpfte Menschen mit einer Auffrischungsimpfung, vielleicht auch bereits für zweifach Geimpfte, die Quarantänedauer verkürzt werden kann. Dies nur für bestimmte Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur zu definieren, ist schwierig“, sagte Gassen der „Rheinischen Post“.

Diese Regeln gelten aktuell

Derzeit gilt: Wer Kontakt zu einer positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Person hatte, soll für zehn Tage in häusliche Quarantäne. Mit einem negativen Antigen-Test lässt sich diese Frist auf sieben Tage verkürzen, mit einem negativen PCR-Test auf fünf Tage. Wer tatsächlich selbst infiziert ist, soll sich nach dem Auftreten der Symptome für 14 Tage selbst isolieren.

Vollständig Geimpfte müssen sich nur für fünf Tage absondern und können die Quarantäne dann mit einem negativen PCR-Test beenden. Wie lange die Quarantäne tatsächlich aufrechterhalten werden muss, kann auch heute schon das zuständige Gesundheitsamt festlegen, sofern es die Kapazitäten hat, sich zu kümmern. (af)

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