Ohne Rezept zur Physio
Länder-Gesundheitsminister geben grünes Licht
Ohne Arzt-Rezept zum Physiotherapeuten - na klar! Zumindest wenn es nach dem Willen der Gesundheitsminister der Länder geht, die einen entsprechenden Antrag einstimmig angenommen haben. Jetzt ist das Bundesgesundheitsministerium am Zug.
Veröffentlicht:BAD DÜRKHEIM/SAARBRÜCKEN. Das Saarland hat für seine Initiative für einen leichteren Zugang zu Therapeuten-Leistungen ohne Arzt-Rezept breite Unterstützung von den Ländern bekommen.
Auf der Gesundheitsministerkonferenz in Bad Dürkheim wurde ein entsprechender Antrag von Rheinland-Pfalz und dem Saarland einstimmig angenommen.
In dem Beschluss wird das Bundesgesundheitsministerium nun gebeten zu prüfen, ob durch eine Änderung des SGB V Modellvorhaben möglich wären, bei denen zum Beispiel Physiotherapeuten bei bestimmten Indikationen Leistungen auch ohne Arzt-Rezept erbringen und bei den Krankenkassen abrechnen können.
"Eine gute Nachricht für Patienten"
"Dies ist eine gute Nachricht für die therapeutischen Berufe und Assistenzberufe im Gesundheitswesen, aber auch für alle Patienten", sagte die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU).
Das Saarland hatte sich schon vorher als Modellregion für das Vorhaben ins Gespräch gebracht. "Dafür werden wir uns nun starkmachen", erklärte Bachmann.
Nach den Vorstellungen des Saar-Gesundheitsministeriums könnte man mit einem Modellvorhaben bei den Physiotherapeuten beginnen. Sie seien schon bisher mit der Heilpraktikererlaubnis nach einer Weiterqualifizierung berechtigt, Patienten ohne vorherige ärztliche Diagnose zu behandeln.
Die Minister "teilen die Einschätzung des Sachverständigenrates für die Entwicklung im Gesundheitswesen, dass in der zukünftigen Versorgung der Bevölkerung der Einsatz von neuen Formen multiprofessioneller und interdisziplinärer Teams einen überragenden Stellenwert einnehmen wird", heißt es in dem Beschluss.
Berufsgesetze ändern
Die Gesundheitsminister der Länder sprachen sich in ihrem Beschluss außerdem dafür aus, auch die Berufsgesetze sowie die Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen der therapeutischen Berufe und Assistenzberufe im Gesundheitswesen entsprechend zu ändern.
Die Ausbildung müsse soweit geändert werden, dass künftig in den therapeutischen Berufen auch genügend adäquat ausgebildete Fachkräfte vorhanden sind.
Insgesamt werden in dem Beschluss fast ein Dutzend Berufe vom Physiotherapeuten, über medizinisch-technische Assistenten bis zu den Diätassistenten aufgezählt.
Das Saarland hatte zur Begründung für seine Initiative unter anderem auf eine Umfrage der "Ärzte Zeitung" verwiesen. Von den rund 4000 Teilnehmern hatten sich rund drei Viertel dafür ausgesprochen, dass jeder gesetzlich versicherte Patient die Möglichkeit haben sollte, direkt einen Physiotherapeuten aufzusuchen. (kin)