Neue Maßnahmen
Leopoldina will mehr Einsatz für weniger Corona
Die Zahl der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 steigt – Bund und Länder reagieren mit weiteren Einschränkungen. Wissenschaftler der Leopoldina halten die Maßnahmen für unzureichend: Was getan werden muss, sei bekannt.
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Fordert die Durchsetzung verpflichtender und einheitlicher Schutzmaßnahmen: Leopoldina-Präsident Professor Gerald Haug.
© Britta Pedersen/dpa
Berlin. Es sollte ein Treffen von „historischer Dimension“ werden. Doch die Bund-Länder-Beschlüsse zur Eindämmung der Corona-Pandemie stoßen auf mehr Kopfschütteln denn Zustimmung.
Am Donnerstag hat sich auch die renommierte Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit Kritik zu Wort gemeldet. Die Entscheidungen, so das Fazit der Wissenschaftler, reichten nicht aus, um das Infektionsgeschehen zu kontrollieren und einzudämmen.
Einheitliche, verpflichtende Regeln
Angesichts „sprunghaft“ steigender Infektionszahlen sei „konsequenteres Handeln“ nötig. „In den kommenden Tagen und Wochen kann die Eindämmung der Pandemie nur noch dann gelingen, wenn die Bundesländer verpflichtende und einheitliche Schutzmaßnahmen vereinbaren und durchsetzen“, sagte der Präsident der Leopoldina, Professor Gerald Haug.
Einschränkungen müssten bereits ab 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen „verpflichtend“ greifen. Eine Empfehlung reiche nicht.
Auch wenn das Infektionsgeschehen in manchen Bundesländern bisher geringer sei als in anderen Regionen, seien „einheitliche Regeln“ nötig, betonen die Wissenschaftler. Die Regeln müssten auf bundesweit gültigen Grenzwerten aufsetzen. „Nur so wird das Vertrauen in die politischen Entscheidungen und die Einsicht in die Notwendigkeit der Maßnahmen gestärkt.“
Antigen-Tests ergänzend einsetzen
Welche Situationen eine Übertragung des Virus begünstigen, sei mittlerweile bekannt, betont die Leopoldina-Akademie. „Viele und enge Kontakte in geschlossenen Räumen, wenig Frischluftzufuhr, dichtes Gedränge drinnen oder draußen und Sprechen in lebhafter oder lauter Umgebung“. Es sei daher wichtig, Masken korrekt zu tragen, Räume gut und regelmäßig zu lüften und Menschenansammlungen zu meiden.
Tests seien „gezielt“, sprich „in Abhängigkeit vom jeweiligen Infektionsrisiko“ einzusetzen. Antigen-Schnelltests könnten trotz einer im Vergleich zur PCR geringeren Genauigkeit den Nachweis einer Infektiosität erbringen. Wichtig seien „leicht zugängliche, verständliche und verlässliche Abläufe für Testung, Ergebnismitteilung und Interpretation“.