Nach fünf Verhandlungsrunden

Marburger Bund und VKA erzielen Tarifkompromiss

Fünf lange Runden brauchte es: Jetzt steht eine Einigung in der Tarifverhandlung für Ärzte an Kommunalkliniken. Heißt: 8,8 Prozent mehr Gehalt plus eine steuerfreie Sonderzahlung von 2.500 Euro netto.

Veröffentlicht:
Ärzte kommunaler Kliniken erhalten 8,8 Prozent mehr Gehalt und eine Inflationsausgleichszahlung. VKA und MB haben sich darauf geeinigt.

Ärzte kommunaler Kliniken erhalten 8,8 Prozent mehr Gehalt und eine Inflationsausgleichszahlung. VKA und MB haben sich darauf geeinigt.

© Tobilander / stock.adobe.com

Berlin. Einigung in der fünften Tarifrunde für die rund 55.000 Ärztinnen und Ärzten an kommunalen Kliniken: Marburger Bund (MB) und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) haben sich auf einen Tarifabschluss verständigt. Dieser sieht eine zweistufige lineare Gehaltssteigerung um insgesamt 8,8 Prozent und eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichszahlung in einer Gesamthöhe von 2.500 Euro vor.

Die Laufzeit der Vereinbarung beträgt 18 Monate, sodass neue Verhandlungen über den Tarifvertrag bereits ab 1. Juli 2024 wieder aufgenommen werden können. Dies teilten beide Seiten am späten Dienstagabend mit.

Twardy: Vertretbarer Kompromiss

Dem Kompromiss zufolge steigen die Gehälter der Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Krankenhäusern mit Wirkung vom 1. Juli 2023 zunächst um 4,8 Prozent; zum 1. April 2024 folgt eine weitere lineare Gehaltserhöhung um 4,0 Prozent. Die Bereitschaftsdienstentgelte erhöhen sich im gleichen prozentualen Umfang. Darüber hinaus erhalten die Ärztinnen und Ärzte in diesem und im nächsten Jahr jeweils eine Inflationsausgleichzahlung in Höhe von 1.250 Euro netto.

„Wir haben erreichen können, dass die Ärztinnen und Ärzte bereits in diesem Jahr ein substanzielles Gehaltsplus erhalten – zusätzlich zu einer ersten Tranche des Inflationsausgleichsgeldes“, erklärte MB-Verhandlungsführer Christian Twardy. Dagegen hätten sich die Arbeitgeber lange gewehrt und eine lineare Erhöhung auf das nächste Jahr verschieben wollen.

Lesen sie auch

„Auf der Habenseite verbuchen wir auch die vergleichsweise kurze Laufzeit bis zum 30. Juni 2024, die uns in die Lage versetzt, danach wieder über wesentliche Regelungen des Tarifvertrages zu verhandeln“, betonte Twardy. Die Einmalzahlung zu akzeptieren, falle schwer, weil sie zurückliegende Preissteigerungen nur teilweise kompensieren könne und den Umfang der linearen Gehaltserhöhung schmälere. In der Gesamtbetrachtung aber halte die Ärztegewerkschaft den Kompromiss insbesondere auch wegen der kurzen Laufzeit für vertretbar.

VKA: Abschluss kostet Kliniken rund 672 Millionen Euro

VKA-Verhandlungsführer Wolfgang Heyl sprach mit Blick auf die Tarifeinigung von zwei Seiten einer Medaille. Die Bezahlung an kommunalen Krankenhäusern werde dadurch „deutlich attraktiver“. Das sei die eine Seite der Medaille.

„Die Kehrseite ist, dass der Tarifabschluss die Krankenhäuser rund 672 Millionen Euro kostet – und dies in Zeiten einer äußerst angespannten Finanzlage bei den kommunalen Krankenhäusern.“ Die dauerhafte volle Refinanzierung der hohen Personalkostenzuwächse im Jahr 2024 durch den Gesetzgeber sei daher „essenziell“, so Heyl.

Lesen sie auch

Der MB hatte in den Verhandlungen über den Entgelttarifvertrag einen echten Ausgleich der Inflationsentwicklung seit der letzten Gehaltserhöhung vom Oktober 2021 und eine lineare Gehaltssteigerung um 2,5 Prozent gefordert. Der Tarifvertrag TV-Ärzte/VKA gilt – mit Ausnahme von Berlin – für bundesweit rund 55.000 Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken. Die Einigung steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Tarifgremien beider Seiten. (hom)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Antwort auf Anfrage der Linken

Physiotherapeuten-Reform ohne Happy End

ALM-Positionspapier zur Bundestagswahl

Labormediziner warnen: Weniger Einnahmen bei steigenden Kosten

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

FAQ zur „ePA für alle“

Die elektronische Patientenakte kommt: Das sollten Sie jetzt wissen

Lesetipps
Porträt eines lächelnden Arztes, der den Bauch eines kleinen Jungen untersucht und ihn auffordert zu sagen, wo es weh tut.

© Seventyfour / stock.adobe.com

Klinische Präsentation bei Kindern

Akute Appendizitis: Besonderheiten bei Vorschulkindern