Max Kaplan prophezeit
Mehr Koordinationsaufgaben für den Hausarzt
Immer mehr Hausarztpraxen in Bayern können nicht nachbesetzt werden. Die Zukunft liege daher in kooperativen Versorgungsformen, heißt es beim Bayerischen Ärztetag. BLÄK-Chef Kaplan sieht auch das Berufsbild des Arztes im Wandel.
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Ärztekammer-Präsident in Bayern: Dr. Max Kaplan.
© Pilick
AUGSBURG (sto). Vor allem in ländlichen Regionen werden Patienten in Zukunft weitere Wege zur nächsten Praxis zurücklegen müssen, prognostiziert der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), Dr. Max Kaplan.
Der "Arzt um die Ecke" werde zum Auslaufmodell, erklärte Kaplan beim Bayerischen Ärztetag in Augsburg.
"Die Versorgungsstrukturen müssen sich wandeln, wenn immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte ihre Zukunft in einer Einzelpraxis sehen, weil sie etwa das wirtschaftliche Risiko nicht eingehen können oder wollen", sagte Kaplan.
Berufsbild des Arztes im Wandel
Die heutige Ärztegeneration lege mehr Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance und bevorzuge die Berufsausübung im Team, in Teilzeit oder im Angestelltenverhältnis.
Das Förderprogramm der Bayerischen Staatsregierung zum Erhalt und zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum sei angesichts des demografischen Wandels ein wichtiger Schritt.
Es müsse aber auch berücksichtigt werden, dass sich die Gesellschaft und das Berufsbild des Arztes in einem Wandel befänden.
So werde der Hausarzt künftig noch mehr Koordinations- und Integrationsaufgaben übernehmen. Die haus- und familienärztliche Funktion des Allgemeinarztes müsse gestärkt werden, forderte Kaplan.
Auch sollten kooperative Versorgungsformen wie etwa Ärztehäuser mit familienfreundlichen Arbeitszeiten sowie die Zusammenarbeit mit qualifizierten Medizinischen Fachangestellten und anderen Gesundheitsberufen gefördert werden.
Regionale Versorgungszentren und Filialpraxen
Kaplan zufolge könnten in den Kreisstädten künftig regionale Versorgungszentren mit Hausärzten als Kristallisationspunkt und ergänzt durch Filialpraxen die haus- und fachärztliche Versorgung gewährleisten.
Eine wichtige Rolle spielten dabei der Ausbau einer sektorenübergreifenden Versorgung und die Sicherstellung des Bereitschaftsdienstes, eventuell auch durch örtliche Kooperationen mit Krankenhäusern.
Bereits heute sei jeder dritte Hausarzt in Bayern über 60 Jahre alt und jede Woche schließe eine Hausarztpraxis im Freistaat für immer, erklärte Kaplan.
2010 gab es für 74 Hausarztpraxen in Bayern keinen Nachfolger mehr, im vergangenen Jahr konnten 113 Hausarztpraxen nicht nachbesetzt werden.