Metke verordnet Südwest-KV "Glasnost"

Die neuen KV-Vorstände in Baden-Württemberg, Dr. Norbert Metke und Dr. Johannes Fechner, sind in der Selbstverwaltung alte Hasen. Jetzt wollen sie den Neuanfang.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Nimmt sich eine "Open-Office"-Politik für Ärzte vor: Dr. Norbert Metke, neuer KV-Chef.

Nimmt sich eine "Open-Office"-Politik für Ärzte vor: Dr. Norbert Metke, neuer KV-Chef.

© Rudel

STUTTGART. Verbeugungen in Vertreterversammlungen sind eher unüblich. Dr. Norbert Metke tut dies trotzdem in Richtung der Delegierten, beifallumrauscht. Er hat Grund dazu: Mit 43 von 47 Stimmen ist der Orthopäde am Mittwoch in Stuttgart zum neuen Vorstandsvorsitzenden der KV Baden-Württemberg gewählt worden.

Geht es nach dem 60-jährigen, soll dieser Tag einen Kurswechsel in der Politik der KV einleiten. Dem Mitbegründer des Medi-Verbunds zur Seite stehen wird als Vize der Hausarzt Dr. Johannes Fechner, der ebenfalls 43 Stimmen erhielt.

Damit haben Metke und Fechner, die ohne Gegenkandidaten antraten, weit über ihre jeweiligen Listen - Medi und Hausärzteverband - Zustimmung erhalten. Das Duo machte deutlich, dass es die KV - nach innen wie nach außen - in neues Fahrwasser lenken will.

Das Programm, das Metke in seine Bewerbungsrede skizzierte, enthält Konfliktpotenzial für Kassen und Landespolitiker:

• Begrenztes Geld bedeutet begrenzte Leistungen: Aufgabe des KV-Vorstandes müsse es sein, so Metke, "in Zukunft mit den Kollegen im Land die Leistungen auf den Umfang zurückzuführen, der vergütet wird".

• Die Sicherstellung der wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung soll im "harmonischen" Verbund von Kollektiv- und Selektivverträgen erfolgen. Dabei soll die Devise gelten: Was sich selektivvertraglich bewährt, ist kollektivvertraglich gut.

• Kassen soll im Kollektivvertrag eine streng an der evidenzbasierten Medizin orientierte Arznei- und Heilmitteltherapie angeboten werden, gekoppelt mit der "rigiden" Verordnung von Generika. Einsparungen will Metke teilweise in mehr Honorare für Ärzte ummünzen.

• Wo die Sicherstellung gefährdet ist, will Metke Versorgungszentren fördern, die von Vertragsärzten betrieben werden. So soll das "Primat der Niedergelassenen in der ambulanten Versorgung" gesichert werden.

Metke versteht seine Wahl nach eigenen Worten "als Signal, dass mit der Ärzteschaft nicht so umgesprungen werden kann wie bisher". Nach innen versprechen beide Vorstände eine "Open-Office"-Politik für Ärzte.

Wirft altem Vorstand schlechte Kommunikation vor: KV-Vize Dr. Johannes Fechner.

Wirft altem Vorstand schlechte Kommunikation vor: KV-Vize Dr. Johannes Fechner.

© KVBW

Dabei soll die Vorstandsarbeit durch einen Hauptausschuss, einen Beirat für Bezirksbeiräte, einen Vorstandsbeauftragten Psychotherapie und einen Fachgruppenausschuss begleitet werden.

Ab April 2011 soll es eine "Docline" genannte telefonische Hotline geben, die Ärzte bei finanziellen Krisensituationen binnen acht Tage Lösungsvorschläge unterbreitet. Vor wichtigen Strukturentscheidungen, Metke nennt als Beispiel die Einführung der Regelleistungsvolumen, sollen alle 19 000 Vertragsärzte und Psychotherapeuten in einem Plebiszit befragt werden. Dies wäre ein Vorgehen, das es bislang in keiner anderen KV gibt.

Der Hausarzt Fechner machte in seiner Bewerbungsrede deutlich, dass er Erfahrungen aus den Verhandlungen zu Hausarztverträgen in die KV-Arbeit einbringen will. Der 59-Jährige diagnostizierte einen Vertrauensverlust der Mitglieder in die KV nicht nur wegen der Honorarverluste, sondern "vor allem wegen der an Missachtung grenzenden Kommunikation des bisherigen Vorstandes gegenüber seinen Mitgliedern".

Unterstützt werden wird die Arbeit der beiden KV-Vorstände nach eigenen Angaben durch drei Geschäftsführer, von denen einer ein bislang KV-Externer sein soll. Namen nannten Metke und Fechner dabei nicht.

Die Arbeitsteilung des Duos ist aber bereits klar: Der künftige KV-Chef wird für Vertragswesen, Honorar, Abrechnung und Verordnungswesen zuständig sein. Zu Fechners Aufgaben sollen Sicherstellung, Qualitätssicherung und Notfalldienst gehören.

Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner begrüßte die Wahl seines "langjährigen Mitstreiters". Metke gehört zu den Mitbegründern des Ärzte-Verbunds. "Er steht für eine bessere KV-Politik in Richtung KBV und ein geordnetes Miteinander von Kollektiv- und Selektivverträgen - nicht nur in Baden-Württemberg", sagte Baumgärtner.

Für den Landeshausärzteverband zeigte sich Verbandschef Dr. Berthold Dietsche erfreut, "einen versierten Vertreter der Hausärzte in Baden-Württemberg in dieser Position zu haben". Der Landesverband erhoffe sich dadurch eine bessere Zusammenarbeit mit der Körperschaft.

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