Innovationsfonds-Projekt
„MoniKa“ verbessert Versorgung multimorbider Patienten nicht
Die Versorgungsqualität multimorbider Patienten ist nicht höher, wenn eine koordinierende Pflegekraft eingeschaltet wird. Das zeigt die Evaluation eines Innovationsfonds-Projekts. Aber eine positive Nachricht gibt es.
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Eine Monitoring- und Kommunikationsassistentin (MoniKa) - eine examinierte Pflegekraft mit Zusatzausbildung - ermittelt den medizinischen und sonstigen Unterstützungsbedarf der multimorbiden Patienten.
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Köln. So hatten sich die Initiatoren von „Menschen ambulant betreut, optimal versorgt“ („Mambo“) den Nachmittag wohl kaum vorgestellt. Bei einer Online-Veranstaltung des BKK-Dachverbands wurden die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Evaluation zu dem Versorgungsprojekt präsentiert.
Das ernüchternde Fazit: Obwohl Macher und Teilnehmer von „Mambo“ begeistert sind – durch harte Zahlen lassen sich die Vorteile kaum belegen. Die Botschaft war eindeutig: An eine rasche Integration in die Regelversorgung ist nicht zu denken.
„Mambo“ ist ein gemeinsames Projekt des Regionalen Gesundheitsnetzes Leverkusen und der Betriebskrankenkasse pronova. Ziel ist die bessere ambulante Versorgung von multimorbiden Patienten. Eine zentrale Rolle spielt die Unterstützung der Patienten durch eine Monitoring- und Kommunikationsassistentin (MoniKa), eine examinierte Pflegekraft mit Zusatzausbildung.
MoniKa ermittelt Betreuungsbedarf
Sie ermittelt den medizinischen und sonstigen Unterstützungsbedarf der Patienten und koordiniert die Versorgung im Austausch mit den betreuenden Ärzten. „Mambo“ wurde vom Innovationsfonds mit 3,4 Millionen Euro gefördert. Teilgenommen haben 40 niedergelassene Ärzte aus 26 Praxen. Sie haben 2681 Patienten eingeschrieben. 36 Prozent von ihnen wurden durch eine MoniKa betreut, die anderen erhielten eine Kurzintervention durch geschulte MFA in den Praxen.
Das Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität Köln hat für die Evaluation „MoniKa-Patienten“ befragt und solche aus einer Kontrollgruppe. Ein ernüchterndes Ergebnis: „Es gibt keinen Effekt bei der objektiven Versorgungsqualität“, berichtete Ibrahim Demirer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMVR. Zwar habe sich bei den gezielt betreuten Patienten ein leichter Effekt gezeigt, er sei aber nicht signifikant.
Demirer hatte aber auch positive Nachrichten. „Die soziale Unterstützung ist signifikant gestiegen durch das Projekt.“ Zudem hat sich während der Corona-Pandemie das mentale Wohlbefinden der Patienten mit einer MoniKa-Intervention signifikant verbessert.
Keine bessere Versorgungsqualität
Laut der gesundheitsökonomischen Auswertung durch das Institut für angewandte Gesundheitsforschung in Berlin hat sich bei den „Mambo“-Teilnehmern die Zahl der ambulanten Arztkontakte im Projekt leicht erhöht. „Die Zahl der Krankenhaustage und der Krankenhausfälle ist bei Mambo geringer“, sagte Lennart Hickstein, Leiter EVA und Versorgungsanalytik. Einem leichten Kostenanstieg im ambulanten Bereich und bei Arzneimitteln stehen geringere stationäre Kosten gegenüber. Die Ergebnisse seien aber nicht statistisch signifikant. Bei weiteren Parametern zu Patientensicherheit, Versorgungsqualität und Prozessqualität konnten die Forscher keine Vorteile von „Mambo“ nachweisen.
Die Projektverantwortlichen hatten offensichtlich mehr erwartet. Man müsse sich die Ergebnisse der Evaluation jetzt genau anschauen, sagte Volker Latz, Leiter Produktentwicklung und Innovation bei der pronova BKK. „Wir brauchen noch eine gewisse Zeit, um Klarheit zu bekommen, wie es konkret weitergeht.“ Das Projekt liege ihm am Herzen, vom Konzept der MoniKa sei er weiter überzeugt. Aber: „Ein Weiter so wird es nicht geben, wir müssen das System adjustieren.“
Modell umwandeln
Für Latz ist klar, dass „Mambo“ noch nicht in die Regelversorgung ausgerollt werden kann. Vorstellbar sei die Umwandlung in ein Projekt der integrierten Versorgung, allerdings in anderer Konstellation als bisher.
Die aufgebauten Versorgungsstrukturen müssten erhalten und weiterentwickelt werden, betonte Nicole Balke-Karrenbauer vom Vorstand des Regionalen Gesundheitsnetzes Leverkusen. „Es ist wichtig, dass man eine Perspektive entwickelt, und es nach drei Jahren Projektarbeit nicht zu Ende ist.“ Die Rückmeldungen von Ärzten und Patienten belegen ihrer Ansicht, dass das Konzept wirkt.
Dr. Bernhard Gibis, Leiter des Dezernats Ärztliche Leistungen und Versorgungsstruktur der KBV, lobte den Ansatz, die Ärzte über das Praxisnetz in das neue Versorgungsmodell zu integrieren. Das sollte in anderen Regionen Schule machen, findet er. Seiner Meinung nach hat der Ansatz Potenzial. „Ich glaube, der Strom der Entwicklung geht in die Richtung, dass Praxen größere Teams werden, die interprofessionell Versorgung übernehmen“ sagte Gibis. „Mambo hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet.“