Vdek
"Morbi-RSA muss fairer gestaltet sein"
Schuld an der unterschiedlichen Finanzlage der Kassen hat der Morbi-RSA, sagt der vdek. Er verlangt Reformen.
Veröffentlicht:BERLIN. Schnellstmögliche Anpassungen am Morbi-RSA fordert der Verband der Ersatzkassen (vdek). "Einige Kassen bekommen mehr aus dem Morbi-RSA als sie zur Deckung der Ausgaben für ihre Versicherten eigentlich bräuchten", kritisierte Dr. Jörg Meyers-Middendorf, Abteilungsleiter Politik beim Verband, am Mittwoch in Berlin.
Die Finanzmittel aus dem Gesundheitsfonds würden nicht gerecht verteilt – und genau das sei eigentlich das Ziel des 2009 eingeführten Morbi-RSA gewesen, ergänzte Ulrike Elsner. Die vdek-Vorstandsvorsitzende meint: "Da es sich bei dem System um ein lernendes handelt, ist eine Weiterentwicklung an der Zeit."
Die Ersatzkassen, die insgesamt mehr als 26 Millionen Menschen versichern, haben der Politik sechs Vorschläge zur Reform des Morbi-RSA unterbreitet. Den Handlungsbedarf habe die Politik anerkannt, so Elsner.
Bei der Auswahl der Krankheiten, die im Morbi-RSA festgelegt sind, solle die Häufigkeit der Erkrankungen eine größere Rolle spielen, lautet ein Vorschlag. Für diese Umstellung spreche, dass das jetzige System anfällig für Manipulationen durch das sogenannte Up-Coding bei leichten Erkrankungen sei.
Für die Umstellung spreche außerdem, dass gerade häufige Erkrankungen durch Prävention verhindert oder hinausgezögert werden könnten. Ein weiterer Vorschlag: Ein Hochrisikopool sollte Hochkostenfälle solidarisch abfedern – das seien solche Fälle, die mehr als 100.000 Euro kosten.
Für die Kassen gelte ein Selbstbehalt von 20 Prozent. Der Schwellenwert und der festgelegte Selbstbehalt setzten weiterhin Anreize für wirtschaftliches Verhalten, glaubt der vdek.
DMP-Programmkostenpauschale streichen
Darüber hinaus fordert der Verband, die DMP-Programmkostenpauschale zu streichen, eine Regionalkomponente auf Kreisebene einzuführen, gesonderte Zuschläge für Erwerbsminderungsrentner abzuschaffen und Neuerungen bei den Regelungen für Auslandsversicherte einzuführen.
Trotz einer derzeit positiven Finanzlage in der gesetzlichen Krankenversicherung und stabilen Beitragssätzen beim vdek auch in 2017 sieht der Verband den Druck auf die Zusatzbeiträge wieder stärker werden. "Von 2018 bis 2020 erwarten wir steigende Zusatzbeiträge von voraussichtlich 1,4 Prozent, 1,6 Prozent bis 1,8 Prozent", hieß es aus dem Verband.
Damit Belastungen für Versicherte reduziert werden können, müssen nach Ansicht des vdek die Rücklagen im Gesundheitsfonds weiter abgeschmolzen werden. "Der Gesundheitsfonds darf keine Sparkasse sein", mahnte Oliver Blatt, Abteilungsleiter Finanzen beim vdek.
Mit Blick auf die Pflegeversicherung forderte der vdek langfristige Finanzierungsstrategien, schließlich steige die Anzahl der Menschen mit hohem Versorgungsanspruch, zum Beispiel demenzielle Patienten.
Wichtig ist nach Ansicht von Elsner, diese Strategien innerhalb des solidarischen und umlagefinanzierten Systems zu finden. Die Private Pflegeversicherung sei zudem stärker in die Verantwortung zu ziehen, beispielsweise in Form eines Finanzausgleichs.