Drogen- und Suchtbericht 2018

Mortler mahnt angepasste Prävention an

Jugendliche rauchen weniger Zigaretten, greifen dafür aber häufiger zu E-Zigarette und Wasserpfeife. Das zeigt der Blick in den aktuellen Drogenbericht der Bundesregierung.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
E-Zigaretten legen in allen Altersklassen weiter an Beliebtheit zu.

E-Zigaretten legen in allen Altersklassen weiter an Beliebtheit zu.

© CHRISTIAN BEUTLER / KEYSTONE / dpa

BERLIN. Drogen- und Suchterkrankungen dürfen nicht ausschließlich in Fachkreisen diskutiert werden, sondern brauchen breitere gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Das hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, bei der Vorstellung des neuen Drogen- und Suchtberichts am Donnerstag in Berlin gefordert. Ziel müsse es sein, aufzuzeigen, dass Sucht Auswirkungen auf nahezu alle Lebenswelten habe.

Mit Blick auf Tabak und Alkohol gibt es sowohl bei Erwachsenen als auch Kindern und Jugendlichen positive Entwicklungen:

  • Der Anteil rauchender Jugendlicher hat sich in den vergangenen 10 bis 15 Jahren um zwei Drittel verringert. So gaben in der ersten KIGGS-Studie (2003-2006) noch 21,4 Prozent der befragten Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren an, aktuell zu rauchen — in der zweiten Folgestudie (2014-2017) waren es in der gleichen Altersgruppe nur noch 7,2 Prozent.
  • Die Raucherquote bei Erwachsenen ist seit 2003 um etwa 30 Prozentpunkte gesunken – bei den Männern von 38,8 auf 27 Prozent, bei den Frauen von 29,2 auf 20,8 Prozent.
  • Rauchen in der Schwangerschaft: Der Anteil der Mütter, die während der Schwangerschaft rauchen, hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren halbiert: Während der ersten KIGGS-Studie gaben 19,9 Prozent der befragten Mütter an, während der Schwangerschaft geraucht zu haben, in der dritten KIGGS-Studie waren es 10,9 Prozent.
  • Mode-Tabakprodukte immer beliebter: Während die Zahl der klassischen Tabakraucher sinkt, sieht die Drogenbeauftragte bei den neuen Produkten wie E-Zigaretten, Wasserpfeifen und Co. einen klaren Aufwärtstrend, sowohl bei Jugendlichen als auch bei den Erwachsenen. Befragt nach dem Konsum von E-Zigaretten gaben im Jahr 2014 10,9 Prozent der 16- bis 29-Jährigen an, dies schon einmal probiert zu haben. Im Jahr 2017 waren es in der gleichen Altersgruppe 17,6 Prozent. In der Altersgruppe 30 bis 44 Jahre stieg die Nutzung von 9,5 auf 13,6 Prozent, in der Altersgruppe 45 bis 64 von 8,5 auf 11,3 Prozent. Auf diesem Gebiet müsse das Präventionsangebot weiter ausgebaut werden, sagte Mortler am Donnerstag.

Dr. Kirsten Kappert-Gonther, drogenpolitische Sprecherin der Grünen, forderte als Reaktion auf den Drogenbericht, beim Werbeverbot für Tabakprodukte müssten Nägel mit Köpfen gemacht werden: "Die Koalition muss sich endlich vom Lobbyeinfluss der Tabakindustrie befreien!"

Noch vor Rauchwaren steht in der Konsum- und Suchtstatistik allerdings weiter der Alkohol:

  • Der Pro-Kopf-Verbrauch von Reinalkohol ist in den letzten 40 Jahren zurückgegangen: 1976 lag er bei 17,23 Litern pro Jahr, 2014 bei 11,03 Litern. Im internationalen Vergleich zähle Deutschland allerdings weiterhin zu den Hochkonsumländern.
  • Unterschiede nach Geschlechtern: Männer konsumieren nach wie vor mehr Alkohol als Frauen – 79,2 Prozent im Vergleich zu 70,4 Prozent. Der riskante Konsum ging bei Männern in den letzten 20 Jahren um 6,7 Prozentpunkte zurück, während er bei Frauen weitgehend unverändert blieb.
  • Der riskante Alkoholkonsum bei Jugendlichen ist seit 2007 um etwa zwei Drittel zurückgegangen und liegt bei beiden Geschlechtern etwa gleich hoch (Mädchen: 3,5 Prozent, Jungen 3,9 Prozent). Der Anteil der Jugendlichen, die regelmäßig Alkohol trinken, ist in den letzten zehn Jahren ebenfalls gesunken, liegt bei Jungen (2007: 26,7 Prozent, 2016: 13,6 Prozent) aber etwa doppelt so hoch wie bei Mädchen (2007: 16,2 Prozent, 2016: 6,2 Prozent).

Durch die Folgen des Alkoholkonsums entstünden pro Jahr volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von knapp 40 Milliarden Euro. Jeder sechste in Deutschland trinkt Alkohol in einem gesundheitlich schädlichen Ausmaß. Alkohol werde in Deutschland noch deutlich zu viel und vor allem viel zu gedankenlos getrunken. "Das müssen wir ändern, denn für viele bedeutet Alkohol ein echtes Problem", so die Drogenbeauftragte.

Der Drogen- und Suchtbericht 2018 ist online abrufbar .

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