Tabakkonsum wächst

Rauchen wird wieder beliebter

Lange Jahre ging der Tabakverbrauch in Deutschland zurück, 2017 ist aber wieder mehr gequalmt worden: Im Schnitt hat jeder Deutsche 928 Zigaretten geraucht.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Die meisten Raucher gibt es in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen.

Die meisten Raucher gibt es in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen.

© Gina Sanders / stock.adobe.com

NEU-ISENBURG. Erfreut sich Rauchen einer neuen Beliebtheit? 75,8 Milliarden Zigaretten wurden im vergangenen Jahr von den Deutschen konsumiert – 1,1 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor (75,01 Mrd.).

Dabei war der Konsum seit dem Jahr 2000, in dem er noch bei 139,6 Milliarden Zigaretten lag, jahrelang deutlich zurückgegangen, wie die Daten aus dem "Jahrbuch Sucht 2018" der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) belegen. Allein bis 2010 sank der Konsum um über 40 Prozent.

Ob es einen direkten Zusammenhang mit den seit 2007 eingeschränkten Werbemöglichkeiten für Tabakerzeugnisse gibt – Werbespots im Internet, Radio oder Fernsehen, aber auch Printmedien (abgesehen von Tabak-Fachzeitungen) sind seitdem nicht mehr erlaubt – ist nicht belegt.

Runtergerechnet auf den durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch kam 2017 jeder Deutsche auf 928 Zigaretten.

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Drastischer Anstieg bei Pfeifentabak

Schockbilder wirken

Der Warnhinweis "Rauchen verursacht 9 von 10 Lungenkarzinomen" hat auf Jugendliche, die noch nicht rauchen, die größte Abschreckwirkung. So das Ergebnis einer Studie des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung im Auftrag der DAK.

Rund 6900 Schüler aus 408 fünften bis zehnten Klassen in sechs Ländern wurden befragt.

Wesentlich drastischer sind die Zuwachsraten des Gesamtkonsums beim Pfeifentabak: Im Jahr 2000 wurden bundesweit noch 909 Tonnen Pfeifentabak verqualmt, 2014 waren es schon 1359 Tonnen (ein Plus von fast 50 Prozent) und 2017 immerhin 3245 Tonnen – also mehr als 3,5 mal so viel wie im Milleniumjahr 2000.

Der Feinschnittverbrauch sank hingegen im vergangenen Jahr leicht auf 24.258 Tonnen (minus 3,7 Prozent), 2016 lag er noch bei 25.188 Tonnen.

Ein Blick in die Altersverteilung der Raucher zeigt, dass vor allem die jüngeren Generationen gerne zum Glimmstängel oder auch der Pfeife greifen und Rauchen nach wie vor eine Männerdomäne ist: Laut dem Jahrbuch Sucht rauchen 35 Prozent der 18- bis 29-jährigen Männer, bei den Frauen sind es 28 Prozent.

Die meisten Raucher finden sich aber in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen: 39 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen finden hier Gefallen am Qualmen. Von den 60- bis 69-jährigen Männern rauchen hingegen nur noch ein Fünftel, bei den Frauen sogar nur 13 Prozent.

Oft vergessen, aber durchaus problematisch ist das Passivrauchen bei Kindern und Jugendlichen: Laut der KiGGS-Studie des Robert Koch-Instituts leben 43 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren mit mindestens einem rauchenden Elternteil zusammen. Bei 15 Prozent der Heranwachsenden rauchen sogar beide Eltern.

Aber auch von den 18-Jährigen und Älteren waren nach der GEDA-Studie 2015 rund elf Prozent, die selbst nicht rauchen, regelmäßig einer Passivrauchbelastung ausgesetzt, berichtet die DHS.

Den Tabaksteuereinnahmen von rund 14,38 Milliarden Euro im Jahr 2017 stehen übrigens nicht unerhebliche Gesundheitsausgaben gegenüber: Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes wurden in Deutschland im Jahr 2015 insgesamt 449.804 Patienten (267.308 Männer und 182.496 Frauen) im Krankenhaus infolge einer raucherspezifischen Erkrankung vollstationär behandelt. Damit sei allein die Zahl dieser Behandlungen in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen.

208.062 Fälle seien auf einen Lungen- und Bronchial- oder auf einen Kehlkopf- und Luftröhrenkrebs zurückzuführen gewesen, 241.742 Fälle auf eine COPD.

Raucherspezifische Erkrankungen zählten laut der Statistiker 2015 zu den zehn häufigsten Todesursachen. Noch nicht erfasst wurde der ambulante Versorgungsbedarf.

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