Nachbetreuung hilft Kindern mit Diabetes

Viele Familien fallen in ein Versorgungsloch, wenn sie erfahren, dass ihr Kind an Diabetes erkrankt ist. Ein Modellprojekt in Bocholt will helfen.

Von Nina Giaramita Veröffentlicht:
Blutzuckermessung: Kinder haben nach der Diagnose Typ-1-Diabetes einen neuen Lebensrhythmus. Doch die ambulante Nachbetreuung ist oft schwierig.

Blutzuckermessung: Kinder haben nach der Diagnose Typ-1-Diabetes einen neuen Lebensrhythmus. Doch die ambulante Nachbetreuung ist oft schwierig.

© Anetta / fotolia.com

KÖLN. Lif Greta ist sechs Jahre alt -und kann schon ziemlich gut rechnen. Seitdem die Sechsjährige vor zwei Jahren an Diabetes erkrankte, muss sie ihren Blutzuckerwert im Blick behalten und berechnen, wie viel Insulin sie sich täglich zuführen muss. Geholfen hat ihr dabei das Bocholter Modellprojekt "Diabetes Nachsorge für Kinder", kurz DiNa.

Lif Greta ist eines von 25 000 Kindern in Deutschland, deren Leben vom Diabetes mellitus Typ 1 geprägt ist. Viele Familien benötigen nach der Diagnose ausgiebige Unterstützung. Im nordrhein-westfälischen Bocholt werden die jungen Patienten meist an das St. Agnes Hospital verwiesen.

Nach Ansicht des dortigen Oberarztes Dr. Dirk Biermann ist eine intensive Erstberatung ambulant nicht zu leisten. Daher kommen Diabetes-Patienten nach der Diagnosestellung zu einer vierzehntägigen stationären Behandlung in die Klinik.

"In der ambulanten Nachbetreuung ist uns jedoch aufgefallen, dass es Schwierigkeiten im Alltag gibt", sagt Dirk Biermann. Deshalb gibt es in Bocholt seit Sommer 2009 das Modellprojekt DiNa. In Zusammenarbeit mit der Caritas und dem örtlichen Selbsthilfeverein begleitet die Klinik Eltern diabeteskranker Kinder auch nach der Entlassung aus der Klinik.

Damit werden nach Angaben von Biermann auch die niedergelassenen Kinderärzte entlastet.

Speziell geschulte Diabetesberaterinnen besuchen die Familien seitdem auch zu Hause. Ihre Erfahrung: Nicht wenige fallen nach der Diagnosestellung in ein Versorgungsloch und wissen nicht, wo sie Unterstützung finden können. In solchen Fällen gibt es neben der medizinischen Beratung auch noch eine sozialpädagogische Hilfestellung.

Die Familienhelfer stellen unter anderem Kontakte zu Ämtern her, wissen um die Fallstricke bei der Beantragung eines Schwerbehindertenausweises und helfen bei schulischen Problemen weiter.

Das Modellprojekt ist auf drei Jahre angelegt und nach Angaben der Beteiligten bislang bundesweit einmalig. Die Krankenkassen übernehmen bisher nur in Einzelfällen einen Teil der Kosten. Ein Großteil der Ausgaben wird über Spendengelder und Eigenmittel der beteiligten Träger finanziert.

 Auf lange Sicht hoffen die Beteiligten auf die regelhafte Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Durch die intensive Betreuung gibt es nach Angaben der Projektpartner geringere Folgekosten. Biermann ist überzeugt: "Die Hilfe hat sich von Anfang an bewährt."

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Kommentare
? 01.04.201118:09 Uhr

Fingerkuppe

Lieber Herr Manhold,

mit Ihrem Hinweis haben Sie vollkommen Recht, vielen Dank dafür. Wir haben das Bild ausgetauscht.

Allerdings kam dieses Bild nicht von Roche, sondern von der Bildagentur picture-alliance, die es zu Diabetes-Themen verbreitet.

Für unsere Verwendung haben wir dieses Bild gesperrt.

Herzlichst,
die Redaktion

Egon Manhold 01.04.201115:54 Uhr

Wenn ich das Foto zu dem Beitrag sehe, ....

... könnte ich wieder einmal schreien!

Ich weiß, dass das Bild sicher nicht vom Autor dieses Beitrags ausgesucht wurde, sondern ursprünglich wahrscheinlich von der Firma Roche stammt.
Wenn Laien -auch die Eltern von Kindern mit Diabetes- dieses Bild sehen, denken sie u.U., dass sie ja doch auch die Vorderseite der Fingerkuppe zur Blutgewinnung nutzen können.

Alle Schulenden im Diabetesbereich geben sich größte Mühe, den Diabetikern und insbesondere den Eltern diabetischer Kinder klar zu machen, dass sie an den SEITEN der Fingerkuppen stechen sollten und nicht direkt vorne auf die Kuppe, da sich so unnötig starke Schmerzen vermeiden lassen. Und dann sehen sie solch ein Bild in einer Medizinischen Fachzeitung. Da sollte Roche -und sicher auch andere Firmen bzw. Redaktionen - doch mal ihre Archive durchsehen und erneuern.

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