SARS-CoV-2

Nationaler Krisenstab gegen das Coronavirus gebildet

Das Gesundheits- und Innenministerium richten einen gemeinsamen Krisenstab zum neuen Coronavirus ein. Das Ziel von Jens Spahn und Horst Seehofer: Deutschland soll sich auf eine mögliche Epidemie vorbereiten.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Jens Spahn und Horst Seefhofer: „Wir stehen am Beginn einer Coronavirus-Epidemie.“

Jens Spahn und Horst Seefhofer: „Wir stehen am Beginn einer Coronavirus-Epidemie.“

© Wolfgang Kumm/dpa

Berlin. Die Bundesregierung hat einen Krisenstab zum Coronavirus SARS-CoV-2 eingerichtet. Dem Stab gehörten neben Experten des Gesundheits- und Innenministeriums auch Vertreter weiterer Ministerien, der Bundespolizei und der Deutschen Bahn an, teilten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) am Donnerstag in Berlin mit.

„Ziel ist es, die Bevölkerung so gut wie möglich zu schützen und diese Epidemie so weit wie möglich einzudämmen“, sagte Spahn. Gesundheits- und Innenministerium stünden bereits seit Ausbruch der Viruserkrankung in regelmäßigem Austausch. „Diesen Austausch institutionalisieren wir jetzt.“

Spahn betonte, bisher sei es gelungen, Infektionen mit dem Coronavirus früh zu erkennen, Patienten zu isolieren und Infektionsketten zu unterbrechen.

Es gehe auch weiter darum, das „Ausbruchsgeschehen“ unter Kontrolle zu halten. „Aber wir müssen uns darauf einstellen, dass das nicht mehr so möglich sein wird wie in den vergangenen Wochen.“

Keine 100-prozentige Sicherheit

„Die Lage hat sich deutlich verschärft“, betonte auch Seehofer. Ziel sei es, „Infektionsketten in und nach Deutschland zu unterbinden und in den Griff zu kriegen“. Man wolle das „Menschenmögliche“ zum Schutz der Bevölkerung tun.

Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es nicht. „Es wird eine weitere Entwicklung nach oben geben – das ist im Begriff Epidemie angelegt.“

Der Krisenstab hatte am Mittwoch erstmals getagt und Beschlüsse gefasst. So sollen Flugreisen aus Infektionsgebieten wie China, Südkorea, Japan, dem Iran oder Italien künftig Informationen über den Aufenthaltsort der Passagiere nach Landung angeben.

Bahn- und Busunternehmen sollen aufgefordert werden, Informationen insbesondere für Reisende aus und nach Norditalien bereitzustellen. Am Freitag tritt der Krisenstab erneut zusammen. Dann gehe es auch um die Frage, wie mit Großveranstaltungen umzugehen sei, sagte Seehofer.

BÄK und KBV involviert

Die Gesundheitsminister der Länder seien aufgefordert worden, ihre Landespandemiepläne – sofern noch nicht geschehen – zu aktualisieren und sich auf ein Inkraftsetzen vorzubereiten, sagte Spahn.

Zudem fänden seit Donnerstag regelmäßige Pressebriefings durch das Robert Koch-Instituts (RKI) statt. Das RKI halte auch für Haus- und Fachärzten gezielte Informationen zum Coronavirus bereit.

Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) seien ebenfalls involviert. Es brauche aber ein bisschen Zeit, um rund 170.000 niedergelassene Ärzte umfassend zu informieren, betonte Spahn.

Die „Informationsoffensive“ zum Coronavirus sei wichtig, um eine „hohe Aufmerksamkeit“ im Umgang mit der Erkrankung zu erzielen, aber auch um Panik in der Bevölkerung zu vermeiden, so Spahn.

Nicht jedes Husten sei gleich ein Indiz für eine Infektion. Im Verdachtsfall gelte: „Nicht ins Wartezimmer des Hausarztes setzen, sondern telefonisch Kontakt aufnehmen und das weitere Vorgehen abklären.“

Spahn tritt Kritik an Bettenkapazitäten entgegen

Falsch seien Meldungen, für Infizierte stünden weniger als 60 Klinikbetten bereit. Diese Zahl beziehe sich auf Betten für Hochrisiko-Patienten. In diese Kategorie fielen mit dem Coronavirus Infizierte nicht.

Zuvor hatte RKI-Präsident Professor Lothar Wieler von einer hohen „Ausbreitungsgeschwindigkeit“ des Coronavirus gesprochen. Die gute Nachricht sei, dass bisher etwa 80 Prozent der Infizierten milde Symptome zeigten.

Die schlechte Nachricht sei, dass 15 Prozent der Betroffenen schwere Krankheitsverläufe hätten. Etwa zwei Prozent der Patienten verstürben. „Das ist viel.“

Einen Impfstoff werde es so schnell nicht geben, sagte Wieler. Dieser lasse sich zwar binnen dieses Jahres noch entwickeln, müsse dann aber in klinischen Studien noch auf Risiken und Nebenwirkungen getestet werden. Schneller ließen sich hingegen Erkenntnisse gewinnen, welche Medikamente gegen die Viruserkrankung helfen.

„Wir sind in einer dynamischen Situation.“ Das RKI erwarte, dass sich Bevölkerung und Ärzte mit der Erkrankung auseinandersetzten und sich durch „banale“ Dinge wie regelmäßige Händehygiene schützten. „Wir alle können etwas beitragen.“

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