Kommentar zu Corona-Impfstoff

Nationalismus mit der Spritze

Die Idee ist gut, die Ausführung nicht: Bei der EU-weiten Impfstoffbeschaffung ist viel schiefgegangen. Gegen den Vertrauensverlust hilft jetzt nur strikte Transparenz.

Von Detlef Drewes Veröffentlicht:

Die gemeinsame Beschaffung des Impfstoffs gegen das Coronavirus sollte so etwas wie das Meisterstück der EU-Kommission werden. Heute muss man feststellen: Es ist ein einziges Fiasko. Während die EU dem Impfstoff-Nationalismus eine Absage erteilen und ein Modell für Gemeinsamkeit praktizieren wollte, haben einige Konzerne offenbar schon bei der Vertragsunterzeichnung geschummelt. Beim US-Unternehmen Pfizer beugt man sich allen Absprachen zum Trotz dem Prinzip „America First“, bei Astra Zeneca bremst man zwar die EU aus, nicht aber Großbritannien.

Es ging eigentlich alles schief, was schiefgehen konnte. Bei den Verhandlungen setzten die EU-Kommission und die Vertreter der Mitgliedstaaten, die immer beteiligt waren, aufs falsche Pferd. Man hoffte auf das Produkt von CureVac als Nummer Eins – und lag daneben. Die östlichen Mitgliedstaaten waren es, die schon die angesetzten 2,7 Milliarden Euro für Impfstoff zu viel fanden. Noch ein schwerer Irrtum.

Lesen sie auch

Dass sich diese offenkundigen Fehler und Versehen auf europäischer Ebene nun auch noch durch Verteilungsprobleme und schwere Versäumnisse auf der Ebene der Mitgliedstaaten verschärfen, kommt hinzu. Nicht nur Deutschland hätte genügend Zeit gehabt, die digitale Arbeitsweise der Gesundheitsämter rechtzeitig anzugehen. Inzwischen arbeiten viele Schlüsselstellen noch mit Faxen, wo sich die Ü20-Generation fragt, was das eigentlich ist.

Der Preis ist das schwindende Vertrauen in die europäischen und nationalen Führungen. Es hilft jetzt nur noch eines: strikte Transparenz. Die von Lockdowns und Beschränkungen entnervten Menschen wollen keine Strategien der EU-Kommission oder der Bundesregierung mehr hören – von Impf-Angeboten, die am Ende doch nicht halten. Die Bürger wollen eine verbindliche und belastbare Wahrheit. Nur so ist der ohnehin schon entstandene Schaden wenigstens einigermaßen wiedergutzumachen.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Glosse

Die Duftmarke: Tu felix e-Estonia!

Schadensersatz gefordert

Falscher Embryo eingesetzt – Frau klagt gegen US-Klinik

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Broker im Handelsraum der New Yorker Börse NYSE Stock Exchange Euronext. Dem Markt in den USA traut die apoBank eine bessere Performance zu als europäischen Aktienmärkten.

© Thomas Imo / photothek / picture alliance

Jahresausblick

Nach Rekordjahr: Luft für Aktien wird 2025 dünner

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Yvonne Jäger im Interview

Tipps zum Schutz vor Mobbing

Lesetipps
Wie wird die neue Verteilung im Deutschen Bundestag aussehen?

© fotomek / stock.adobe.com

Themenseite

Alles zur Bundestagswahl 2025

Ein Mädchen unter einer Decke blickt aus kurzer Entfernung auf einen Smartphone-Bildschirm.

© HRAUN/Getty Images

Systematischer Review

Zeit am Bildschirm: Ab wann steigt das Risiko für Myopie?