Gesundheitswissen
Neue PKV-Stiftung will Kompetenz von Patienten stärken
Millionenbeträge nimmt die private Krankenversicherung in die Hand, um laienverständliche, aber wissenschaftsbasierte Informationen für Patienten zu erarbeiten. Ähnlich wie in England soll das mit Entscheidungshilfen verbunden werden.
Veröffentlicht:BERLIN. Mit der Gründung einer "Stiftung Gesundheitswissen" wollen die privaten Krankenversicherer (PKV) sich stärker in die Qualitätsdebatte einbringen und dazu beitragen, die Patientenkompetenz in Deutschland zu stärken.
"Aufgabe der Stiftung ist vor allem die Entwicklung und Bereitstellung von laienverständlichen Patienteninformationen, die auf international anerkannten wissenschaftlichen Grundlagen erarbeitet werden", sagte der Vorsitzende des PKV-Verbands Uwe Laue auf der PKV-Jahrestagung 2015 in Berlin.
Grundlage für die Erstellung indikationsbezogener Patienteninformationen ist ein Methodenpapier, an dem der Vorsitzende des Gesundheits-Sachverständigenrates, Professor Ferdinand Gerlach, und der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Professor Martin Scherer, beteiligt waren.
Die Stiftung hat ein Startkapital von zwei Millionen Euro im Jahr. Die Mittel können aber bis auf sieben Millionen Euro aufgestockt werden. Die Stiftung werde sich auf die Vorarbeiten von Institutionen wie dem Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin, dem Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und dem IQWiG stützen, sagte Gründungs-Geschäftsführer Dr. Timm Genett.
"Es gibt aber eine ganze Menge, was wir anders machen können." Geplant ist beispielsweise, dass die Patienteninformationen mit einer Entscheidungshilfe verbunden werden. "Das gibt es in den angelsächsischen Ländern, aber nicht in Deutschland", erläuterte Genett.
Beitrag zum nationalen Gesundheitsziel
Die PKV sieht die Stiftung als eigenen Beitrag zum nationalen Gesundheitsziel einer stärkeren Patientenkompetenz. Laue hofft, dass sich die Einrichtung ähnlich erfolgreich entwickeln wird wie die 2009 gegründete Stiftung "Zentrum für Qualität in der Pflege" (ZQP). Das ZQP sei ein Treiber von Innovationen in der Pflege, sagte er.
Der PKV-Verband hat ehrgeizige Pläne für das ZQP. Es könne die Einrichtung des vom Pflegebevollmächtigten Karl-Josef Laumann vorgeschlagenen Pflegequalitätsinstituts übernehmen, schlug Laue vor.
Das ZQP wäre in der Lage, in verhältnismäßig kurzer Zeit eine Entscheidungsgrundlage zu erarbeiten und zu konsentieren, sagte er an die Adresse von Laumann.
"Im ZQP ist nicht nur die fachliche Expertise vorhanden, es ist durch seine Unabhängigkeit und die bestehende Einbindung der Kostenträger, der Leistungserbringer, der Selbsthilfe, der Verbraucher und der Pflegenden in seine Gremien auch eine geeignete Konsensplattform."
Kurzzusammenfassung soll Pflegenote ersetzen
Auch bei der Neukonzeption des sogenannten Pflege-TÜV will die PKV eine aktive Rolle spielen. Der Verbandsvorsitzende verwies auf die Pläne, die bisherigen Pflegenoten ab dem kommenden Jahr zunächst durch eine Kurzzusammenfassung zu ersetzen, für die der GKV-Spitzenverband ein Muster erstellen soll.
"Wir bieten an und bitten darum, die PKV hieran zu beteiligen." Die Erfahrung aus mehr als 10.000 Prüfungen durch den PKV-Prüfdienst könne so in die Übergangsregelung einfließen.
"Idealerweise sollte die Übergangsregelung daher im Einvernehmen mit dem PKV-Verband erstellt werden", betonte er.
Laumann ging bei der Tagung nicht konkret auf die Angebote ein. "Ich weiß, dass es in diesem Bereich sehr viel Wissen in der PKV gibt", sagte er lediglich.
Wie genau die notwendigen Veränderungen umgesetzt werden, werde in den nächsten Tagen in der Koalition besprochen, kündigte der Staatssekretär an.
Die privaten Versicherer hätten in der Pflege mit der aufsuchenden Beratung das beste Beratungsangebot in Deutschland aufgebaut, lobte er die Branche aber.
"Da kann die GKV ohne Frage von der PKV lernen." Verbandschef Laue war froh, dass der CDU-Politiker die Vorschläge zumindest nicht rundweg abgelehnt hatte.