Kommentar
Nichts geht ohne Konsens
Viel zu viele Menschen stehen auf der Warteliste, viel zu wenige Bürger sind in Deutschland bereit, Organe zu spenden. Jetzt sieht alles nach einer Reform des Transplantationsgesetzes aus.
Aber was ist das Reformziel? Eine von der CSU gerade erst wieder geforderte Widerspruchslösung? Also: Jeder, der nicht zu Lebzeiten widersprochen hat, gilt als Organspender? Oder eine Alternativoption, nach der jeder Bürger einmal im Leben entscheiden muss, ob er bereit ist, Organe zu spenden?
Hat der Staat überhaupt das Recht, Menschen zu einer Entscheidung zu zwingen? Und wie wird mit Bürgern umgegangen, die sich nicht entscheiden wollen? Fragen über Fragen, der Prozess der Konsensbildung in Berlin ist extrem kompliziert.
Lohnenswert ist der Blick über Grenzen: Spanien etwa, europäisches Musterland, wenn es um Organspendezahlen geht, praktiziert zwar eine Widerspruchslösung. Grund für die gute Performance aber sind aus Expertensicht sehr effiziente Abläufe rund um die Transplantation.
Mehr Effizienz auch in Deutschland - zumindest dieses Ziel sollte konsenfähig sein. Denn eines werden sich die Politiker nicht leisten können: weiterwursteln wie bisher.
Lesen Sie dazu auch den Bericht: Kein Reformkonsens bei Organspende erkennbar