COVID-19-Pandemie

Pädiater drängen auf rasche Umsetzung der Impfpflicht

Die Debatte um eine allgemeine Corona-Impfpflicht läuft auf Hochtouren. Kinder- und Jugendärzte beschleicht jedoch zunehmend das Gefühl, mancher Politiker wolle das Thema gerne aussitzen.

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Der BVKJ warnt: Eine allgemeine Corona-Impfpflicht sollte schnell umgesetzt werden. (Symbolfoto)

Der BVKJ warnt: Eine allgemeine Corona-Impfpflicht sollte schnell umgesetzt werden. (Symbolfoto)

© Fleig / Eibner-Pressefoto / picture alliance

Berlin. Kinder- und Jugendärzte haben Kritik an der Debatte über eine mögliche allgemeine Corona-Impfpflicht geübt. „Man gewinnt den Eindruck, mancher Politiker möchte das Thema am liebsten aussitzen“, sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, der „Ärzte Zeitung“ am Montag.

Die Impfpflicht ab 18 Jahren müsse aber „jetzt“ kommen – auch wenn die Inzidenz weiter falle, forderte der BVKJ-Präsident. „Alles andere wäre fahrlässiges Spielen mit einem Thema, das existenziell ist, um die Pandemie in den Griff zu kriegen.“ Eine Impfpflicht für Kinder und Jugendliche schloss Fischbach aus. Erstens seien die Impfraten hier bereits „beachtlich hoch“. Zweitens seien Kinder nicht „Treiber der Pandemie“.

„Gefährlicher Trugschluss“

Offenbar setzten einige in der Politik darauf, dass sich das Thema der Impfpflicht für Erwachsene mit sinkenden Fallzahlen erledige, so Fischbach. Das aber sei ein gefährlicher Trugschluss. „Wenn die Impfrate so bleibt, wie sie ist, stehen wir im Herbst und Winter erneut vor großen Problemen.“

Gewinnt nach eigenem Bekunden den Eindruck, manche Politiker wollten das Thema Impfpflicht für Erwachsene gerne aussitzen: Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Gewinnt nach eigenem Bekunden den Eindruck, manche Politiker wollten das Thema Impfpflicht für Erwachsene gerne aussitzen: Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

© BVKJ

Der Staat könne zudem nicht ständig Solidarität von den Jüngsten in der Gesellschaft erwarten, während „einige Erwachsene noch immer völlig unsolidarisch durch die Landschaft laufen und sich nicht impfen lassen wollen“, sagte Fischbach. So funktioniere das Prinzip Solidarität nicht.

Aktuell werden vier Gesetzesanträge zur allgemeinen Impfpflicht diskutiert: einer ab 18 Jahren, einer ab 50 unter Vorbehalt, ein Antrag gegen eine Impfpflicht und ein Impfgesetz auf Vorrat. Der Bundestag will über die Anträge erstmals Mitte März beraten. Ob einer der Anträge eine Mehrheit findet und eine Entscheidung bis Ende März steht, ist völlig offen.

Laut Impfdashboard von Robert Koch-Institut und Bundesgesundheitsministerium sind inzwischen mindestens 62,5 Millionen Bundesbürger beziehungsweise 75,2 Prozent der Gesamtbevölkerung grundimmunisiert. Mindestens 46,7 Millionen Personen (56,3 Prozent) haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. Bei den 12- bis 17-Jährigen sind aktuell 64,7 Prozent, bei den 5- bis 11-Jährigen 20,5 Prozent.

Anlasslose Tests an Schulen beenden

Fischbach sprach sich zudem dafür aus, die anlasslosen Corona-Testungen an Schulen zu beenden. Auch die Maskenpflicht im Unterricht gehöre „schnellstens“ auf den Prüfstand. Test- und Maskenpflicht sollten zudem nicht länger von Inzidenzen abhängig gemacht werden. „Entscheidend müssen Hospitalisierungsrate und die Zahl schwerer Krankheitsverläufe sein – und Letzteres tritt bei Kindern deutlich seltener auf als bei Erwachsenen.“

Die Regeln für Tests und Masken an Schulen müssten bundeseinheitlich ausfallen, forderte der BVKJ-Chef. Die Kultusministerkonferenz will Anfang März über das Thema beraten. Fischbach warnte vor „16 unterschiedlichen Handhabungen – wie so oft in der Vergangenheit“. (hom)
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