Berufspolitik

Palliativmedizin: Fachgesellschaft beklagt drohende Abwertung der Weiterbildung

Die Gesellschaft für Palliativmedizin wirft der Bundesärztekammer vor, die Anforderungen an die entsprechende Zusatzweiterbildung sytematisch und sachfremd schwächen zu wollen.

Veröffentlicht:

Berlin. Palliativmediziner warnen vor einer Aufweichung der Weiterbildung zum Erwerb der Zusatzbezeichung „Palliativmedizin“. Die Bundesärztekammer plane, die Anforderungen „deutlich herabzusetzen“, berichtet die Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). In der Konsequenz werde es künftig „dem Zufall überlassen sein, über welche Qualifikationen Palliativmedizinerinnen und Palliativmediziner verfügen. Hierdurch sehen wir die Qualität der Versorgung und die Sicherheit schwerstkranker Menschen erheblich gefährdet“, so Professor Roman Rolke, Sprecher der Sektion „Ärztinnen und Ärzte“ der Fachgesellschaft.

Erst 2018 sei die Weiterbildungszeit für Palliativmediziner von 12 auf sechs Monate verkürzt worden. Nach Darstellung der DGP soll aber künftig bundesweit bereits die Teilnahme an 160 Kursstunden genügen, um die Zusatzbezeichnung zu erlangen. Auch eine Prüfung durch die Landesärztekammer soll dann nicht mehr erforderlich sein. „Nicht zuletzt der Aufbau multiprofessioneller Strukturen in Krankenhäusern mit effektiven Schnittstellen zu anderen Bereichen, wie z.B. der Intensiv- und Notfallmedizin, erfordert deutlich mehr Kompetenz, als in einem vierwöchigen Kurs jemals vermittelt werden kann“, moniert die Fachgesellschaft.

„Weichenstellung auf Rückentwicklung“

In der bisher auch von der Bundesärztekammer mitgetragenen Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen, werde ausdrücklich auch „eine Weiterentwicklung und weitere Spezialisierung in der Weiterbildung gefordert“, heißt es. Nun aber stünden „die Weichen auf Rückentwicklung“. Man habe die Bundesärztekammer aufgefordert, die DGP in den „Planungsprozess zur weiteren Gestaltung der Weiterbildung Palliativmedizin eng mit einzubinden“. Einer Gesprächsbitte sei die BÄK – laut Mitteilung der Fachgesellschaft namentlich Kammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt – jedoch bisher nicht nachgekommen.

Abschließend betont die DGP, es wirke „zynisch“, wenn einerseits der Gesetzgeber beabsichtige, die Suizidprävention für Menschen mit Sterbewünschen zu stärken, andererseits aber durch die Weiterbildungspläne der BÄK „eine tragende Säule der Suizidprävention am Lebensende – die qualifizierte Palliativversorgung – systematisch und vorhersehbar geschwächt werden wird“. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Nachfolge besiegelt? Ist die Praxis gut in Schuss und die Lage akzeptabel, dann kann der Erlös ein schönes zusätzliches Einkommen fürs Alter bringen.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Deutsche Apotheker- und Ärztebank

Praxisabgabe: Nicht so schwer, wie gedacht

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Lungenkrebs: Unbedingt an Testung des Tumors denken!

© Springer Medizin Verlag GmbH

Lungenkrebs: Unbedingt an Testung des Tumors denken!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
Suchtmedizin: ein spannendes und vielfältiges Betätigungsfeld

© Springer Medizin Verlag GmbH

Suchtmedizin: ein spannendes und vielfältiges Betätigungsfeld

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Hexal AG, Holzkirchen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Nach Bundesrats-Votum

Unterschiedliche Reaktionen auf beschlossene Klinikreform

Lesetipps