Patientensouveränität - nur mehr Information reicht nicht
Für Patientensouveränität fehlen im Gesundheitswesen die Rahmenbedingungen, so Rolf Stuppardt von der IKK.
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Mehr Patientensouveränität? Der Gesetzgeber hat dafür die falschen Rahmenbedingungen geschaffen.
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HAMBURG (di). Patientensouveränität wird von Politikern gern gefordert, lässt sich aber schwer erreichen. Der Gesetzgeber hat dafür die falschen Rahmenbedingungen geschaffen. Ärzte fragen "Was fehlt uns denn?" Patienten kommen in die Praxis mit der Haltung "Dr., mach das weg."
In beiden Haltungen kommt zum Ausdruck, wie wenig souverän Patienten sind. GKV-Experte Rolf Stuppardt führt dies auf die Rahmenbedingungen in Deutschland zurück. Der Geschäftsführer der IKK e.V. nannte beim Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg mehrere Beispiele: Der Leistungskatalog wird vorgegeben, der Kassenbeitrag wird den Versicherten direkt vom Lohn abgezogen, die Therapie wird oft ohne seine Beteiligung beschlossen. "Das System sagt, was der Versicherte für Ansprüche hat, das System behält das Geld vom Lohn des Versicherten ein, es sagt, was er für Krankheiten hat und wie er wieder gesund werden darf", fasste Stuppardt zusammen.
Nach seiner Einschätzung hat der Gesetzgeber zu wenig getan, um die Patientensouveränität zu stärken. Als Ausnahmen nannte Stuppardt die Einführung der Patientenberatung und die Patientenbeteiligung im Gemeinsamen Bundesausschuss. Eine Stärkung der Patientensouveränität erwartet Stuppardt durch Selbstzahler, weil diese sich intensiv mit dem Preis-Leistungsverhältnis auseinandersetzen.
Deutlich wurde in Hamburg, dass Experten Patientensouveränität in Zukunft nicht allein durch mehr Informationen gewährleistet sehen. "Der Patient ist sicher nicht souverän, zum Teil mündig, aber wissender geworden", sagte Professor Eugen Hauke, Leiter des Karl Landsteiner Instituts in Wien.