Zugespitzte Situation
Pflege: Zahl der Hilfskräfte steigt – die der Fachkräfte sinkt
Fachkräfte in der Altenpflege werden händeringend gesucht und gebraucht, doch ein Blick in die Statistik zeigt: Ihre Zahl ist zuletzt zurückgegangen.
Veröffentlicht:Berlin. Die Zahl hochbetagter, multimorbider Bewohner in den rund 14.000 deutschen Alten- und Pflegeheimen steigt. Damit wachsen auch die fachlichen Anforderungen an Pflege und Versorgung. Dass es dafür ausreichend qualifiziertes Personal braucht, ist Konsens.
Aus aktuellen Zahlen, die von der Linksfraktion bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg abgefragt wurden, geht jetzt hervor: Der Anteil der Pflegehelfer in den Einrichtungen ist seit 2012 um knapp drei Prozentpunkte auf 48,8 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Spiegelbildlich dazu sank der Anteil der Fachkräfte von 52 Prozent auf 49,7 Prozent. Die Auswertung liegt der „Ärzte Zeitung“ vor.
Große regionale Unterschiede
Dabei gibt es große regionale Unterschiede: Während etwa in Nordrhein-Westfalen der Anteil der Helfer zuletzt bei 41,8 Prozent und der der Fachkräfte bei 56,9 lag, waren es in Brandenburg 60,2 Prozent beziehungsweise 37,9 Prozent.
Die pflegepolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag Pia Zimmermann sagte, in der Pflege herrschten „Zustände, die sich seit Jahren zuspitzen“. Wegen der hohen Arbeitsbelastung verließen viele Pflegekräfte den Beruf oder wechselten in die Teilzeit. Die Gehälter lägen – trotz überdurchschnittlicher Zuwächse – im Vergleich zur Gesamtwirtschaft weiterhin zu niedrig.
Für die Altenpflege träfen diese Probleme besonders zu, sagte Zimmermann. Spätestens ab 2023, wenn die ersten Absolventen der generalistischen Pflegeausbildung die Berufsschulen verließen, drohe eine „massive Wanderungsbewegung“ der neuen Fachkräfte „zuungunsten der Altenpflege“. Grund dafür sei, dass Pflege in Krankenhäusern deutlich besser bezahlt werde.
„Pflegekammern sind Instrument der Spaltung“
Die Einrichtung von Pflegekammern stelle keine Lösung der Probleme dar, betonte die Linkenpolitikerin. Aufgrund der Pflichtmitgliedschaft für Fachkräfte würden die Kammern vor allem diese vertreten – und nur in Ausnahmefällen Assistenzkräfte und Pflegehelfer.
Für pflegende Angehörigen seien sie gar nicht zuständig. „Pflegekammern sind also ein Instrument der Spaltung der Pflegenden“, urteilte Zimmermann. (hom)