Konzertierte Aktion Pflege
Bundesregierung lobt sich für ihre Pflegepolitik
Mehr Beschäftigte, mehr Azubis, höhere Löhne: Die Koalition zieht eine positive Bilanz der Konzertierten Aktion Pflege. Verbände und Gewerkschaften machen noch ein paar Baustellen aus.
Veröffentlicht:Berlin. Die Koalition sieht in der zu Ende gehenden Legislaturperiode zahlreiche Verbesserungen für die Pflegeprofession erreicht.
So sei etwa die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Branche „kontinuierlich gestiegen“ – allein die Altenpflege habe bis zum Jahr 2020 ein Plus von zehn Prozent verzeichnen können, heißt es in einem am Freitag vorgelegten zweiten Umsetzungsbericht zum Stand der Konzertierten Aktion Pflege (KAP).
Die KAP geht auf eine Initiative der Bundesministerien für Gesundheit (BMG), für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie für Arbeit und Soziales (BMAS) zurück.
Zehntausende Beschäftige mehr
Selbst in der Corona-Pandemie habe die Alten-, Gesundheits- und Krankenpflege einen Zuwachs an Fachkräften verbuchen können, konstatieren die drei Ministerien. Demnach zählte die Pflegebranche im Oktober 2020 nahezu 1,8 Millionen Beschäftigte – 43.300 mehr als im Vorjahr. Im Gegensatz dazu stagniere die Zahl der Beschäftigten in anderen Branchen oder sie sei sogar rückläufig gewesen, heißt es in dem Bericht.
Immer mehr Menschen absolvierten zudem eine Pflegeausbildung. Insgesamt hätten knapp 57.300 Auszubildende im Jahr 2020 mit der neuen generalistischen Ausbildung begonnen.
Auch die Lohn- und Gehaltssituation habe sich verbessert, schreiben BMG, BMFSFJ und BMAS in ihrer Bilanz der KAP. In der Altenpflege seien die Löhne um fast 16 Prozent, in der Gesundheits- und Krankenpflege um zehn Prozent gestiegen. Damit liege die Lohnentwicklung beruflich Pflegender deutlich über der Lohnentwicklung aller Branchen mit einem Gesamtanstieg von 6,8 Prozent.
Spahn: „Zeit und gute Löhne“
„Gute Pflege braucht Zeit und verdient gute Bezahlung“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) anlässlich der Vorstellung des Pflegeberichts am Freitag. Pflege bleibe in einer alternden Gesellschaft eines der „wichtigsten gesundheitspolitischen Themen“.
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wies daraufhin, dass es ab September erstmals bundesweit einheitliche Pflege-Mindestlöhne gebe. „Einen großen Schritt“ hin zu besseren Löhnen mache die Koalition ab September 2022. Ab dann setze die Zulassung von Altenheimen und ambulanten Pflegediensten die Bezahlung nach Tarif voraus. Davon profitiere rund eine halbe Million Beschäftigte.
Verdi: Tarifregelung stark missbrauchsanfällig
Kritik äußerte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Das Gesetz zur tariflichen Bezahlung in der Altenpflege sei „stark missbrauchsanfällig“, sagte Sylvia Bühler vom Verdi-Bundesvorstand. Falls kommerzielle Betreiber weiter keine fairen Löhne zahlten, müsse schnell nachgebessert werden.
Dass sich die Ausbildungszahlen in der Pflege weiter erhöht hätten, sei eine gute Nachricht, so Bühler. „Das zeigt, dass sich viele junge Menschen für die Pflegeberufe interessieren.“
Dennoch müssten die Ausbildungszahlen deutlich anziehen, so Bühler. Dazu brauche es bessere Rahmenbedingungen – etwa genügend Zeit und Personal für die Praxisanleitung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie eine bessere Verzahnung von Pflegetheorie und Praxis. „Hier ist noch viel zu tun.“
Pflegeverbände weisen daraufhin, dass in den kommenden zehn bis zwölf Jahren bis zu 500.000 Pflegeprofis in Rente gehen. Um die sich dann auftuenden Personallöcher zu stopfen, sei die Nachwuchsgewinnung massiv zu verstärken.