Pflegenotstand auf Kinderherz-Intensivstationen
Pflegeengpässe in der Kinderkardiologie bedrohen den medizinischen Fortschritt.
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Kinderkardiologie: Zu hohe Verantwortung bei geringer Entlohnung der Pflegekräfte.
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AACHEN (ras). Der in der gesundheitspolitischen Diskussion nicht selten für das Jahr 2020 prognostizierte Pflegenotstand ist auf Kinderherz-Intensivstationen vielfach schon heute bittere Realität. Darauf hat jetzt der in Aachen ansässige Bundesverband Herzkranke Kinder (BVHK) hingewiesen.
Kinder mit angeborenen Herzfehlern überleben aufgrund medizinischen Fortschritts immer häufiger. Doch bereits heute könnten Kinder nach großen Herz-Operationen nicht mehr überall optimal versorgt werden. Außerdem gefährdeten die Verzögerung von Eingriffen und der Pflegekräftemangel die möglichen guten medizinischen Ergebnisse.
"Wir haben hier also die absurde Situation, dass medizinischer Fortschritt, der mit viel Geld ermöglicht wurde, durch Sparen an der Pflege vielfach wieder zunichte gemacht werden", kritisiert Hermine Nock, BVHK-Geschäftsführerin.
Gründe für den Pflegekräftemangel sind die hohe Verantwortung bei geringer Entlohnung, die starke Arbeitsbelastung durch Unterbesetzung in vielen Schichten und dadurch bedingt auch der häufige Rückzug der Pflegekräfte aus der Intensivpflege.
Notwendig sind laut BVHK speziell intensiv-kardiologisch ausgebildete Personalkräfte auf diesen Stationen. Nur Allround-Pflegekräfte reichten nicht, um die anspruchsvolle Pflege auf einer kinderkardiologischen Intensivstation zu bewältigen.
Der Gemeinsame Bundesausschuss schreibe als Mindestanforderung an kinderherzchirurgische Kliniken vor, dass 40 Prozent des Intensivpersonals eine Weiterbildung im Bereich der pädiatrischen Intensivpflege nachweisen müssen. Nock läßt nicht den geringsten Zweifel: "Davon sind wir weit entfernt."