Kommentar
Praxisnetze am Scheideweg
Die Eckpunkte zur Versorgungsreform, die die Koalition jetzt vorgelegt hat, haben bei einigen Beteiligten lange Gesichter hervorgerufen. So fühlen sich die Länder düpiert, weil Teile des ausgehandelten Kompromisses nicht bis ins Papier gelangt sind.
Noch mehr vor den Kopf gestoßen dürften aber Ärzte sein, die sich von dem Gesetz einen Schub für die Entwicklung der Praxisnetze erhofft hatten. Die Netze werden nicht einmal erwähnt. Und das, obwohl Gesundheitspolitiker der Koalition immer wieder gesagt hatten, dass Netze einen positiven Beitrag zur Versorgung leisten.
Offenbar ist ein Punkt im Papier, der Netzen größere Spielräume bei der Gestaltung der Versorgung geben sollte, im letzten Augenblick gestrichen worden. Auch von einer neuartigen Förderung von IV-Verträgen mit der Übernahme der Versorgungsverantwortung ist nicht mehr die Rede.
Traut die Koalition Ärzten in Netzen einfach nicht zu, flächendeckend mehr Verantwortung zu übernehmen? Das wäre eine mögliche Antwort, denn Netze in Deutschland arbeiten mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Eine Netzagentur, wie sie jetzt in Berlin angestoßen worden ist, könnte die Durchsetzungskraft der Netzbewegung vielleicht stärken.
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