Krankenkassen
Proteststurm gegen das Bundesversicherungsamt
Eine Formel im Morbi-RSA für Gestorbene soll geändert werden. Das bringt zahlreiche Kassen auf die Palme.
Veröffentlicht:BERLIN (nös). Unter den Krankenkassen ist ein Proteststurm gegen geplante Änderungen am Morbi-RSA losgebrochen.
In einem Brandbrief an Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) fordern die Ersatzkassen (mit Ausnahme der DAK) und die Verbände der Betriebs- und Innungskrankenkassen ihn auf, entsprechende Pläne des Bundesversicherungsamts (BVA) zu stoppen. Stein des Anstoßes ist ein Vorschlag der Behörde, die Berechnung der Ausgaben für Verstorbene auf Pro-Tag-Werte umzustellen.
Damit würden "hohe dreistellige Millionenbeträge zwischen den Krankenkassen und auch Versorgungsregionen" umverteilt werden, heißt es in dem Schreiben, das der "Ärzte Zeitung" vorliegt. Die geplante Änderung sei von "wesentlicher Natur".
Kassen, die bereits heute mit deutlichen Unterdeckungen leben müssen, weil sie vergleichsweise gesunde Versicherte haben, würden durch die Umverteilung zusätzlich belastet, so die Kritik. Die vom BVA geplanten Änderungen seien "inhaltlich willkürlich" und führten zu Fehlsteuerungen und Kollateraleffekten.
Korrekturbedarf bestehe
Dennoch sehen auch die Autoren des Protestbriefs Korrekturbedarf am Morbi-RSA. "Insgesamt existiert ein ganzer Flickenteppich von Korrekturnotwendigkeiten (...). Einen Flicken herauszulösen und zu realisieren, ist der Komplexität der Zusammenhänge nicht angemessen."
Der Gesundheitsminister wird sich dem Protest kaum entziehen können. Immerhin vertreten die Absender des Schreibens gut 60 Prozent aller GKV-Versicherten.
Außerdem hatte selbst Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Flach (FDP) jüngst geäußert, dass "wesentliche Änderungen des Morbi-RSA derzeit nicht vorzunehmen sind". Zunächst wolle man weitere Erfahrungen sammeln.