SARS-CoV-2
RKI relativiert die Todesrate durch das Coronavirus
Die Zahl der mit SARS-CoV-2 infizierten Patienten ist auch in den vergangenen 24 Stunden weiter gestiegen. Das Robert Koch-Institut relativiert aber die Tödlichkeit der Erkrankung.
Veröffentlicht:Berlin. In den vergangenen 24 Stunden sind weltweit weitere 1100 Menschen entdeckt worden, die mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert sind. Diese Zahl nannte der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts Professor Lars Schaade am Vormittag in Berlin. Insgesamt seien damit 83.300 Menschen in nun 52 Ländern als Träger des Virus identifiziert.
In Deutschland sei die Zahl der entdeckten Infektionen um 27 auf 53 gestiegen, berichtete Schaade. Nach wie vor seien die Infektionsketten nachzuvollziehen. „Es ist kein breites Infektionsgeschehen festzustellen“, fasste Schaade seine Risikoeinschätzung zusammen.
Heimquarantäne wirkt
Maßnahmen wie die Heimquarantäne wie in Nordrhein-Westfalen könnten Infektionscluster zum Stillstand bringen. Die Suche nach möglichen Kontakten von bereits angesteckten Personen bleibe daher wichtigste Aufgabe im Kampf gegen das Virus.
Das Coronavirus sei tödlicher als die Grippe: So waren am Vortag Angaben aus dem Robert Koch-Institut interpretiert worden. Schaade wies darauf hin, dass dies nur auf Basis der tatsächlich identifizierten Fälle gelte. Man müsse allerdings von einer hohen „Untererfassung“ ausgehen. Damit sinke die Todesrate.
Vergleichbar mit starker Grippewelle
Es werde geschätzt, dass alleine in China möglicherweise nur fünf Prozent der tatsächlich Infizierten erfasst seien. Von diesen wiederum seien zwei bis drei Prozent gestorben. Gehe man von einer Untererfassung von zehn Prozent aus, sinke die Sterblichkeit auf einen Wert von 0,2 bis 0,3 Prozent der Erkrankten. Das sei vergleichbar mit einer starken oder sehr starken Grippewelle.
Schaade verwies erneut darauf, dass Seife und Wasser mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Händehygiene ausreichten. Es gebe zudem keine Evidenz dafür, dass Gesichtsmasken helfen könnten, das Virus abzuwehren.
Weltärztechef Montgomery mahnt zur Besonnenheit
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Professor Frank Ulrich Montgomery, rechnet frühestens im kommenden Jahr mit einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus – warnt aber vor Panik. „In ein paar Jahren werden wir mit einer weiteren grippeartigen Erkrankung leben, die Covid-19 heißt und gegen die wir impfen können. Jetzt gilt es den Übergang zu managen“, sagte Montgomery der „Passauer Neuen Presse“ (Freitag). Die Technik der Impfstoff-Gewinnung und -Zulassung dauere mindestens ein Jahr. „In einem günstigen Fall haben wir nächstes Jahr einen Impfstoff.“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe Recht, wenn er sage, dass Deutschland an der Schwelle zur Epidemie sei, sagte Montgomery. Forschungsergebnisse aus Hamburg deuteten aber darauf hin, dass sich das Virus gerade abschwäche. „Richtig ist jetzt, wo immer möglich, den Ausgangspunkt der Infektion zu finden und Quarantäne-Maßnahmen in begrenzten Bereichen durchzuführen. Isolationsstationen in den Kliniken müssen mit Hochdruck geschaffen werden“, sagte Montgomery weiter.