Kommentar

Reform des Bereitschaftsdienstes an der Saar: Schwere Geburt mit Happy End

Im Vorfeld der Bereitschaftsdienstreform im Saarland gab es viel Kritik aus den Kommunen. Ein erster Zwischenbericht zeigt: Es läuft deutlich besser als erwartet.

Andreas KindelEin Kommentar von Andreas Kindel Veröffentlicht:
Reform des Bereitschaftsdienstes an der Saar: Schwere Geburt mit Happy End

© Michaela Illian

Die KV Saarland hat mit ihrer Reform des Bereitschaftsdienstes Mut bewiesen und ihre Entscheidung auch gegen Widerstände durchgesetzt.

In recht kurzer Zeit hat die KV die Zahl ihrer Bereitschaftsdienst-Praxen von 12 auf 7 beinahe halbiert. Die ehrliche Begründung: Für mehr Angebot fehle das Personal. Und die Hälfte der Praxen reiche für die eine Million Saarländer auch aus. Der Aufschrei in den betroffenen Kommunen war groß. Mancher Stadtrat sah schon die Gesundheitsversorgung in Gefahr.

Die Erfahrungen in den ersten vier Wochen nach der Reform zeigen: In den verbliebenen BDP-Praxen gab es keine Riesen-Schlangen und keine chaotischen Zustände. Stattdessen sanken die Patientenzahlen um rund ein Viertel. Und die Saarbrücker Hausärztin Dr. Bettina Jung sprach sicher vielen Kollegen aus dem Herzen: „Diejenigen, mit Beschwerden im großen Zeh, sind zu hause geblieben.“

In Saarbrücken wird der extra zusätzlich geschaffene ärztliche „Back-Up“-Dienst bislang eher wenig genutzt. Bis zur KV drangen sogar schon Rückmeldungen durch, dass sich die Ärzte um die Arbeit reißen. Und vielerorts haben die BDP-Ärzte sogar noch die Zeit, sich um die zeitaufwändigen Leichenschauen zu kümmern.

Auch die Sorgen mancher Kassenärzte, jetzt zu jeder Menge BDP-Diensten verdonnert zu werden, haben sich nicht bewahrheitet. Aktuell ist es kein Problem, einen BDP-Dienst loszuwerden. Nach wie vor gibt es mindestens 130 Springer, die Dienste übernehmen.

Jahrelang hatte auch die Ärzteschaft immer neue Versorgungsangebote für die Patienten geschaffen. Manchmal entstand die Nachfrage erst, nachdem das Angebot da war. Der umgedrehte Weg jetzt ist mühsam: Angebote müssen reduziert und Patientenwünsche wieder zurückgeschraubt werden.

Aber gut, dass die KV Saarland das gemacht hat. Es zeigt: Auch wenn es Widerstände gibt - es geht!

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