Zusätzliche Ressource
Reha-Kliniken könnten bei COVID-19-Versorgung helfen
Reha-Kliniken könnten die Versorgung der COVID-19-Patienten in Akutkliniken entlasten. In vielen Bundesländern wurden dazu aktuell die Kapazitäten abgefragt.
Veröffentlicht:Berlin. Die eigenen Reha-Einrichtungen stehen bereit, Akutkrankenhäuser zu entlasten. Darauf verweist die Deutsche Rentenversicherung, der größte Träger der medizinischen Rehabilitation, auf Anfrage.
Möglich sei beispielsweise, nicht mehr infektiöse COVID-19-Patienten frühzeitig in Reha-Kliniken zu verlegen oder auch leichtere Akutfälle weiter zu behandeln, die noch nicht in die häusliche Umgebung entlassen werden können.
Die DRV empfiehlt ihren Kliniken vor Ort, individuelle Lösungen auszuhandeln. Kürzlich hatten Bund und Länder im „Grobkonzept Infrastruktur Krankenhaus“ festgelegt, dass Reha-Kliniken als „zusätzliche Kapazitäten“ zur Versorgung von Corona-Patienten in Frage kommen.
165.000 Betten stehen bereit
Rund 1120 Reha- und Vorsorgeeinrichtungen gibt es bundesweit. Die RV-Träger halten etwa 90 eigene Reha-Kliniken vor und haben mit weiteren Kliniken Belegungsverträge abgeschlossen. Gut die Hälfte aller Reha-Kliniken sind in privater Trägerschaft. Insgesamt stehen rund 165.000 Betten in Reha- und Vorsorgeeinrichtungen bereit. Da Einzelzimmer in der Rehabilitation Standard sind, wäre die notwendige Isolation von COVID-19-Patienten leicht umsetzbar.
Christof Lawall, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für medizinische Rehabilitation (degemed), betont, dass die Reha-Kliniken aktuell in einer „überaus schwierigen Lage“ seien. Bislang dürfen sie nur noch Rehabilitanden aufnehmen, die nach Operationen eine Reha antreten. Nur wer im Antragsverfahren in die Reha kommen will, bleibt jetzt außen vor.
Die Reha-Kliniken müssen somit zum einen den normalen Reha-Betrieb aufrechterhalten und die Belegungsschwankungen aushalten, zum anderen sollen sie sich vorbereiten, Corona-Patienten aus Akuthäusern aufzunehmen.
Minister bittet um sinnvolle Patientensteuerung
„Um die zusätzlichen Ressourcen der Reha-Kliniken zu erheben, laufen in vielen Bundesländern bereits entsprechende Abfragen“, berichtet Lawall. In Baden-Württemberg beispielsweise hat Sozialminister Manne Lucha (Grüne) die Reha-Kliniken in einem Schreiben aufgefordert, auf benachbarte Akuthäuser zuzugehen und so vor Ort für eine „sinnvolle Patientensteuerung“ zu sorgen. Dass gerade Reha-Kliniken mit neurologischer Ausrichtung die Lücken in der Versorgung füllen könnten, zeigt das Beispiel der familiengeführten Schmieder-Kliniken.
„Wir haben einen hohen Erfahrungsschatz im Umgang mit infektiösen Patienten und können auch dies in einem eskalierten Szenario einbringen“, sagt Geschäftsführerin Lisa Sophia Friedrich. Nicht nur die Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg, sondern auch die zuständigen Regierungspräsidien und Krisenstäbe der Landratsämter hätten bereits die Ausstattung und die Beatmungskapazitäten an den sechs Standorten abgefragt.
„Wir sind in die Planungen im Landkreis eingebunden und können Intensivbetten zur Verfügung stellen“, sagt Friedrich. Bislang diene dies primär zur Entlastung zuweisender Krankenhäuser. „Bei Bedarf sind wir auch selbst auf die Behandlung von COVID-Patienten vorbereitet“, so die Klinik-Chefin.
Viele Bundesländer bereits aktiv
In Bayern beteiligen sich die Reha-Einrichtungen bereits an der Krisenbewältigung, seit die Regierung des Freistaats den Katastrophenfall ausgerufen hat. Auch in Schleswig-Holstein werden die rund 1000 Betten der Reha-Kliniken in die Notfallplanung einbezogen.
In Brandenburg hatte Landesgesundheitsministerin Ursula Nonnenmacher (Grüne) in einem Schreiben Reha-Kliniken gebeten, bei Bedarf „leichtere und mittelschwere Fälle aus den Krankenhäusern“ aufzunehmen.
„Vielerorts laufen unterschiedliche Abfragen, ein bundesweit-einheitliches Bild, wie die Reha-Kapazitäten für die Corona-Versorgung genutzt werden, gibt es jedoch nicht“, sagt degemed-Chef Lawall.