Gesundheitswirtschaft
Rückgrat der Gesamtwirtschaft statt Kostgänger
Die deutsche Gesundheitswirtschaft ist in den vergangenen Jahren produktiver geworden und sorgt für Wertschöpfung auch in anderen Branchen. Das zeigt die Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung für die Jahre 2000 bis 2014.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Die deutsche Gesundheitswirtschaft ist keineswegs ein Kostenfaktor, sondern ein essenzieller Baustein für nachhaltigen und stabilen Wohlstand.
Zu diesem Schluss kommt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) anlässlich der bis zum Jahr 2014 aktualisierten Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Deren Kernergebnisse wurden nun im Monatsbericht September des BMWi veröffentlicht.
Für das Jahr 2010 zum Beispiel kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass für jeden im Gesundheitswesen erwirtschafteten Euro zusätzlich 0,9 Euro in der Gesamtwirtschaft generiert wurden und dass für jeden Arbeitsplatz in der Gesundheitswirtschaft weitere 0,7 Arbeitsplätze in anderen Branchen entstanden.
Im Auftrag des BMWi wurden in den letzten Jahren aufeinander aufbauende Studien mit dem Ziel durchgeführt, genauere Informationen zur ökonomischen Bedeutung und Verflechtung der Gesundheitswirtschaft mit anderen Wirtschaftszweigen zu erhalten.
Aus diesen ging die erste Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung für die Jahre 2005 bis 2012 hervor.
Auf Grundlage aktualisierter Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen konnte die Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung für einen längeren Zeitraum von 2000 bis 2014 aktualisiert werden, heißt es im Monatsbericht.
279 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung in 2014
Die Studie umfasst im Kernbereich Gesundheitswirtschaft (KGW) Dienstleistungen wie Pflege und stationäre Einrichtungen, aber auch die industrielle Gesundheitswirtschaft.
Im Erweiterten Bereich (EGW) werden Güter und Dienstleistungen mit Gesundheitsbezug erfasst, wie zum Beispiel die Bereiche "gesunde Ernährung" und "Gesundheitsreisen", also der Zweite Gesundheitsmarkt.
Mit einer Bruttowertschöpfung von rund 279 Milliarden Euro seien im Jahr 2014 rund 11,1 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung in der Gesundheitsbranche erwirtschaftet worden.
Seit dem Jahr 2000 sei die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft um 57,6 Prozent gestiegen, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 3,3 Prozent entspreche.
In der gleichen Zeit habe sich damit ihr Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung um rund 15 Prozent erhöht.
Über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg verzeichnete die Gesundheitswirtschaft laut Untersuchung ein positives reales Wachstum. Sogar im Jahr 2009 sei das Wachstum der Gesundheitswirtschaft, im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft, positiv gewesen.
Im Durchschnitt habe die jährliche Veränderungsrate im Bereich der Gesundheitswirtschaft um 1,1 Prozentpunkte über dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum gelegen.
Seit dem Jahr 2000 sei die Zahl der Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft um 1,3 Millionen angestiegen. Im vergangenen Jahr seien rund 6,2 Millionen Personen in der Gesundheitswirtschaft tätig gewesen - 14,8 Prozent aller Erwerbstätigen.
Im Gesamtzeitraum 2000 bis 2014 habe das durchschnittliche jährliche Wachstum der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft in Höhe von 1,8 Prozent die gesamtwirtschaftliche Veränderungsrate von 0,5 Prozent überstiegen.
Mehr Jobs trotz Wirtschafts- und Finanzkrise
Auffällig sei dabei, dass die Zahl der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft - im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft - selbst während der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise zugenommen habe.
Dadurch habe die Gesundheitswirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes geleistet.
Ebenso wie die Bruttowertschöpfung und Beschäftigung sind laut Studie auch die Exporte im Bereich der Gesundheitswirtschaft seit 2000 deutlich gestiegen und betrugen im vergangenen Jahr 106,7 Milliarden Euro.
Aufgrund des allgemeinen Wachstums der deutschen Exporttätigkeit sei der Anteil der Gesundheitswirtschaft an den Gesamtexporten fast unverändert bei knapp über sieben Prozent geblieben.
Sowohl für die Produktion als auch für die Wertschöpfung liege die Preissteigerung im Kernbereich der Gesundheitswirtschaft deutlich unter der der Gesamtwirtschaft.
Dies sei einerseits auf die Produktivitätsgewinne in den Branchen Pharma und Medizintechnik sowie den geringeren Anstieg der Vorleistungspreise, andererseits auf die Preisregulierung des Waren- und Dienstleistungsverkehrs in diesem Bereich zurückzuführen.
Beispielhaft zu nennen seien die Rabattregelungen bei Arzneimitteln und der Einheitliche Bewertungsmaßstab für ärztliche Leistungen.
Die Preisentwicklung der Gesundheitswirtschaft wirke damit dämpfend auf das allgemeine Preisniveau der Gesamtwirtschaft.