Kommentar zu Gröhes Forderungen
Schlachten heiliger Kühe?
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat offenbar Lust an seinem Amt gefunden und einen Ausblick auf gesundheitspolitische Pläne für die nächste Legislaturperiode gegeben.
Auf einer Regionalveranstaltung des Vereins "gesundheitswirtschaft rhein-main" hat er den Stein ins Wasser geworfen und das im deutschen Gesundheitswesen bis dato sakrosankte Prinzip der freien Arztwahl relativiert.
Zu Recht konstatiert Gröhe, dass in einer alternden Gesellschaft immer mehr Menschen an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden. Das erfordert auf der einen Seite eine Veränderung der Angebotsstruktur hin zu kooperativen Versorgungsformen.
In Ansätzen existiert das: etwa in Form der Ärztenetze, denen inzwischen jeder vierte Arzt angehört; oder in der Kombination von Haus- und Facharztverträgen.
Ob und wie dies realisiert wird, bleibt aber Entscheidung eines jeden einzelnen Arztes. Geprüft werden muss, ob Vergütungsregelungen oder andere gesetzliche Rahmenbedingungen Hindernisse darstellen.
Auf der anderen Seite ist zu bedenken, ob die gegenwärtige existierende Freiheit von Patienten, welche Versorgungsebene sie ansteuern - und dies ist von der Wahl des persönlichen Arztes unbedingt zu trennen! - weiterhin Bestand haben kann.
Oder ob wir nicht doch eine grundsätzlich durch Hausärzte gesteuerte Versorgung haben sollten.
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