SARS-CoV-2
So haben Hausärzte Corona-Patienten im Frühjahr 2020 versorgt
Wie viele COVID-19-Patienten wurden pro Praxis behandelt und wie viele Angestellte wurden durchschnittlich infiziert? Eine Studie mit Daten von rund 1100 Corona-Patienten gibt Einblicke in die hausärztliche Versorgung während der ersten Phase der Pandemie.
Veröffentlicht:Berlin. Eine Studie über die Versorgung von SARS-CoV-2-Patienten im Frühjahr 2020 unterstreicht, welchen Beitrag Hausärzte bei der Bewältigung der Pandemie geleistet haben. Die Autoren konnten dafür auf die Daten von 132 Hausärzten zurückgreifen, die im April und Mai des Vorjahres insgesamt 1085 Patienten mit SARS-CoV-2 behandelt haben (Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundheitswesen, doi.org/10.1016/j.zefq.2021.07.005). Die Studie umfasst Antworten von Hausärzten aus allen Bundesländern – mit der Ausnahme Berlins.
Während die Versorgung von COVID-19-Patienten im Krankenhaus in einer Vielzahl von klinischen Studien dokumentiert ist, sind Untersuchungen zur Versorgung im hausärztlichen Kontext und unter Verwendung von Routinedaten aus Deutschland rar.
Die Intensität, mit der die Hausärzte in der Versorgung von COVID-19-Patienten engagiert waren, hing maßgeblich von der Stärke des regionalen Ausbruchgeschehens ab. So berichteten rund zwei Drittel der antwortenden Ärzte, sie wären weniger als 30 Minuten pro Tag mit der Versorgung dieser Patientengruppe beschäftigt gewesen. Ein kleiner Teil der Hausärzte gibt den Aufwand der Behandlung ihrer COVID-19-Patienten dagegen mit täglich mehr als zwei Stunden an.
Jeder zweiten Praxis fehlte Schutzausrüstung
Im Mittel sind in den Praxen 8,5 Patienten mit SARS-CoV-2 behandelt worden – auch hier war in Regionen mit hoher Inzidenz die Patientenzahl mit fast zwölf deutlich höher. In neun Prozent der Praxen wurden beim Personal Infektionsfälle rapportiert. Nur 49 Prozent der Hausärzte gaben an, in der ersten Phase der Pandemie über ausreichend Schutzkleidung verfügt zu haben.
25 Prozent der Hausärzte gaben an, die infizierten Patienten in der eigenen Praxis behandelt zu haben, fast 20 Prozent berichten zudem von Hausbesuchen. Die große Mehrheit der Vertragsärzte hielt vor allem telefonisch (fast 89 Prozent) oder per Videokonferenz (15 Prozent) Kontakt zu ihren Patienten.
Offen bleibt, inwieweit das nicht repräsentative Sample der teilnehmenden Ärzte zu einer Überbewertung telemedizinischer Verfahren geführt hat. So waren beispielsweise unter den antwortenden Hausärzten zwölf Prozent jünger als 40 Jahre – im Bundesdurchschnitt gilt dies nur für sieben Prozent aller Hausärzte. Die ab Anfang März 2020 bestehende Möglichkeit, Patienten telefonisch für bis zu sieben Tage arbeitsunfähig zu schreiben, wird von 91 Prozent der Antwortenden als gut oder sehr gut (82 Prozent) bewertet.
Die behandelten COVID-19-Patienten sind im Schnitt knapp 51 Jahre alt gewesen, rund 55 Prozent von ihnen waren Männer. COPD wurde von den Hausärzten als stärkster Marker für einen schweren Krankheitsverlauf berichtet, gefolgt von Diabetes und Bluthochdruck.
Vorteile einer strukturierten Versorgung
Bei 10,7 Prozent der Patienten kam es zu einem schweren Verlauf, der in einer stationären Aufnahme mündete. Diesen niedrigen Wert werten die Studienautoren als Beleg für die Vorteile einer strukturierten Versorgung in Deutschland.
Denn Patienten mit milden Verläufen der Infektion verblieben demnach in der ambulanten Versorgung – dies galt in der ersten Phase der Pandemie für rund 85 Prozent der Infizierten in Deutschland. Und nur tatsächlich schwer Erkrankte wurden stationär versorgt. Gesundheitsökonomen und Versorgungsforscher haben mehrfach die Vorteile der dezentralen ambulanten Struktur herausgestellt. So seien Krankenhäuser vor Überlastung geschützt und das Infektionsgeschehen eingedämmt worden.