#unterwegsmitGröhe
So sieht Prävention in der Praxis aus
"Igitt, das ist ja grün!" Kinder für gesunde Ernährung zu begeistern, ist schwierig. Vor allem in Schulen und Kitas fehlt oft das nötige Know-how. Ein Modellprojekt soll unterstützen - und erntet dafür Lob von Gesundheitsminister Gröhe.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Das Wissen um gesunde Ernährung müsse "Bestandteil unserer Kultur" werden - das betonte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Donnerstag beim Besuch einer Kindertagesstätte in Frankfurt am Main. "Das Thema muss in allen öffentlichen Einrichtungen, die auch Verpflegung anbieten, auf die Tagesordnung."
Die von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) geplanten Beratungsstellen für Schulverpflegung seien dabei ein wichtiger Schritt.
Anleitung vom Sternekoch
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Die besten Bilder von Gröhes Kita-Besuch
Am zweiten Tag seiner Sommerreise besuchte Gröhe die Frankfurter Kindertagesstätte St.Nicolai. Dort war "Sterneküche macht Schule" zu Gast, ein gemeinsames Präventionsprojekt von Sternekoch Stefan Marquard und der Krankenkasse Knappschaft.
Dabei zeigte der Koch den Küchenteams vor Ort, wie sie frischer und gesünder kochen können. Dazu wurden etwa Einkaufsplanung, Lagerung der Lebensmittel und schonende Zubereitung besprochen.
Insgesamt steht für das Modellprojekt, das in seiner ersten Runde bundesweit 15 Schulen und Kitas erreichen soll, ein Budget von 350.000 Euro zur Verfügung.
Für Gröhe war der Besuch ein weiterer Beleg dafür, dass er mit dem Lebenswelten-Ansatz des Präventionsgesetzes richtig liegt. "Wir können nicht davon ausgehen, dass jeder, der es nötig hätte, von sich aus den dritten Volkshochschulkurs zum Thema gesunde Ernährung findet", sagte er am Donnerstag.
"Daher müssen wir Menschen in Kitas, Schulen und am Arbeitsplatz ansprechen, ganz gleich, wie viel Gesundheitsbewusstsein das Umfeld bereits vorweist."
Diese frühe Prävention in der Kindheit, meinte Gröhe, könne vorbeugen, später könnte etwa mit Schockfotos auf Zigarettenpackungen bei Erwachsenen nachjustiert werden.
Mehr als 1,7 Millionen Kinder und Jugendliche besuchen in Deutschland aktuell eine Ganztagsschule, 72 Prozent von ihnen essen dort nach Angaben der Knappschaft.
Auf Basis des Präventionsgesetzes investiert die Kasse für das Projekt "Sterneküche macht Schule" zwei Euro je Versicherten, hiervon 0,45 Euro über den GKV-Spitzenverband als Vergütung für die von der Bundeszentrale (BZgA) für gesundheitliche Aufklärung zu erbringenden Aufträge.
Gesünder, aber nicht teurer
Für die Kita sei das "gesunde Engagement nicht teurer", betonte die Leiterin Ruth Woody. Zwar habe man - vor allem auf der Basis von Spenden - vor rund sechs Jahren 60.000 Euro in eine neue Küche investiert, der laufende Betrieb aber sei mit frischer Verpflegung keinesfalls teurer als ein Catering-Service.
Im Schnitt liegen die Budgets für eine Mahlzeit an deutschen Schulen und Kitas bei 2,80 bis 3,80 Euro pro Kind, bei Woody zahlen Eltern 70 Euro im Monat für die "Vollpension".
Sternekoch Marquard argumentiert sogar mit Einsparungen im laufenden Betrieb, wenn auf einen Catering-Service mit fertigen Mahlzeiten verzichtet wird: 25 Prozent im Einkauf, bis zu einem Drittel bei Energiekosten.
Der Profikoch sieht das eigene Engagement als wichtigen Schritt, übte jedoch auch offen Kritik: "Diese Projekte sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein", monierte er. "Was wir brauchen, ist ein Schulfach Ernährung und Bewegung - von der ersten Klasse bis zum Schulende."
Kinder müssten von frühauf in der Küche dabei sein, um selbstverständlich den Umgang mit gesunden Nahrungsmitteln zu lernen.
Die "Ärzte Zeitung" ist #unterwegsmitGröhe - und twittert auch am 19. August vom dritten Tag der Sommerreise. Seien Sie dabei, wenn der Minister das Unternehmen SAP und den Frankfurter Flughafen besucht.