Ärztestatistik
Mehr Ärzte, aber die Lust an der eigenen Praxis schwindet
Obwohl es mehr Ärzte in Deutschland gibt als in den vergangenen Jahren, wird dringend Nachwuchs benötigt, berichtet die Bundesärztekammer mit Verweis auf die neue Ärztestatistik. Warum ist das so und wie viele Ärzte arbeiten hierzulande?
Veröffentlicht:Berlin. Arbeit in Teilzeit wird auch bei Ärzten immer beliebter. Das geht aus der aktuellen Ärztestatistik der Bundesärztekammer (BÄK) hervor.
Wurden im Jahr 2015 noch 108 Ärzte benötigt, um 100 Vollzeitstellen zu besetzen, waren es zwei Jahre später bereits 115. Das entspricht einem Mehrbedarf von sechs Prozent, ohne dass sich die zur Verfügung stehende ärztliche Arbeitszeit erhöht hat. „Aus diesem Grund mag zwar die Zahl der Köpfe leicht ansteigen, aber nicht die Zahl der zur Verfügung stehenden Arztstunden“, mahnt die Bundesärztekammer.
Im vergangenen Jahr ist die Gesamtzahl der bei den Kammern gemeldeten berufstätigen Ärzte um 9717 auf insgesamt 402.119 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Allerdings hat mit sechs Prozent überproportional die Zahl der Ärzte zugenommen, die nicht direkt in der Patientenversorgung arbeiten. Viele von ihnen sind in der Industrie, in der Forschung, in Behörden oder in den Medien beschäftigt.
Weniger niedergelassene Ärzte
Rückläufig ist die Zahl der Niedergelassenen. So wurden 2019 insgesamt 116.330 niedergelassene Ärzte registriert. Das waren 1142 weniger als ein Jahr zuvor – ein Rückgang um ein Prozent. Immer mehr Ärzte entscheiden sich für eine Anstellung in einer Praxis. Ihre Zahl hat sich laut Bundesärztekammer zwischen 1997 und 2019 auf 44.000 versechsfacht (siehe nachfolgende Grafik).
Minimal von 51,4 auf 51,5 Prozent gestiegen ist der Anteil der Klinikärzte in Bezug auf alle ärztliche Tätigkeiten.
Dass ärztlicher Nachwuchs schon bald dringend gebraucht wird, zeige die Altersentwicklung, so die BÄK. Von allen berufstätigen Ärzten haben laut Ärztestatistik bereits acht Prozent das 65. Lebensjahr erreicht. Weitere zwölf Prozent sind zwischen 60 und 65 Jahre alt. Damit werden etwa 20 Prozent der Ärzte in absehbarer Zeit aus dem Berufsleben ausscheiden.
Mehr Facharztanerkennungen
Positiv bewertet die BÄK die gestiegene Zahl der Facharztanerkennungen. So wurden im vergangenen Jahr 13.742 Facharztanerkennungen ausgesprochen. Das waren 406 mehr als im Jahr 2018. Mit 2100 Anerkennungen bildeten die Internisten die stärkste Gruppe. Von 1567 auf 1689 nach oben gegangen ist die Zahl der Anerkennungen in den Fächern Allgemeinmedizin sowie Innere und Allgemeinmedizin (Hausarzt).
Um sieben Prozent auf insgesamt 58.168 gestiegen ist die Zahl der in Deutschland tätigen ausländischen Ärzte. Mit 4486 Ärzten bilden Syrer die größte Gruppe, gefolgt von Rumänen (4433) und Griechen mit 2811. Aus Deutschland abgewandert sind 1898 Ärzte.
BÄK-Präsident will mehr Nachwuchsförderung
Die Personalsituation in Kliniken und Praxen sei auch schon vor der Corona-Pandemie angespannt gewesen, mahnt der Präsident der Bundesärztekammer Dr. Klaus Reinhardt. Der Behandlungsbedarf wachse aufgrund der demografischen Entwicklung stetig. So sei die Zahl der stationären Behandlungen zwischen 2009 und 2017 von 17,8 Millionen auf 19,5 Millionen gestiegen. Hinzu kämen knapp eine Milliarde Arztkontakte in den Praxen.
Reinhardt appelliert an Politiker in Bund und Ländern „der Nachwuchsförderung und Fachkräftesicherung in unserem Gesundheitswesen künftig höchste Priorität beizumessen.“