Pseudo-Hausärzte

So wird Kollegen das Leben schwer gemacht

Fast jeder dritte Arzt, der in Nordrhein für die hausärztliche Versorgung zugelassen ist, nimmt entsprechende Aufgaben gar nicht wahr. Das hat erhebliche Konsequenzen.

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Hausarzt beim Hausbesuch. Nicht jeder, der für die hausärztliche Versorgung zugelassen ist, übernimmt auch solche Aufgaben.

Hausarzt beim Hausbesuch. Nicht jeder, der für die hausärztliche Versorgung zugelassen ist, übernimmt auch solche Aufgaben.

© Klaro

KÖLN (iss). Bei der Betrachtung des sich abzeichnenden Hausärztemangels wird ein Aspekt übersehen: Auch heute schon nimmt ein nennenswerter Teil der als Hausärzte zugelassenen Mediziner kaum noch hausärztliche Aufgaben wahr.

Darauf macht der Vorsitzende des nordrheinischen Hausärzteverbands Dr. Dirk Mecking aufmerksam.

Von den 6500 Hausärzten in Nordrhein machen nur noch 2000 regelmäßig Hausbesuche, rund 800 stellen weniger als 100 Rezepte im Quartal aus, berichtete Mecking beim Nordrheinischen Hausärztetag in Köln.

"Es gibt viele Kollegen, die haben sich aus dem hausärztlichen Tun verabschiedet." Sie seien etwa mit Schwerpunkten wie Proktologie oder als Psychotherapeuten tätig.

Das habe für die übrigen Hausärzte gravierende Nachteile. So senken die nicht in der Grundversorgung tätigen Kollegen den Durchschnitt bei der Arzneimittelversorgung, was die Regressgefahr für die verordnenden Hausärzte erhöht.

Dietsche: HzV auch für Nordrhein die Zukunft

Auch auf die Regelleistungsvolumina wirke sich der Rückzug der Kollegen aus dem hausärztlichen Tätigkeitsfeld negativ aus. "Wir bekommen wesentlich niedrigere Quoten, als für die Grundversorgung notwendig wären", sagte er.

Eine solche Verzerrung der tatsächlichen Verhältnisse wäre in der Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) nicht möglich. Dort könnten nur die Ärzte teilnehmen, die dem tatsächlich vereinbarten Leistungsumfang nachkommen.

Auf dem nordrheinischen Hausärztetag hatte der Vorsitzende des Hausärzteverbands Baden-Württemberg Dr. Berthold Dietsche über die Erfahrungen mit dem dortigen Hausarztvertrag berichtet. "Das hat uns gezeigt, dass dies auch für Nordrhein der Weg der Zukunft ist", so Mecking.

Die Entwicklung in Baden-Württemberg zeige, dass sich die Hausärzte in Nordrhein-Westfalen vom schleppenden Beginn der Umsetzung der HzV-Verträge nicht entmutigen lassen sollten. "Die Kollegen hatten dieselben Anlaufschwierigkeiten."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hausarzt ist nicht gleich Hausarzt

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