COVID-19

Spahn: „Wir erleben die Ruhe vor dem Sturm!“

Die Krankenhäuser legen beim Aufbau von Intensivkapazitäten im Zuge der Coronaordentlich zu. Die Vertragsärzte steigern die Laborkapazitäten. Minister Spahn gibt die Kassandra.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die Labore in Deutschland sind rund um die Uhr mit Corona-Tests beschäftigt.

Die Labore in Deutschland sind rund um die Uhr mit Corona-Tests beschäftigt.

© Chris / stock.adobe.com

Berlin. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am Donnerstag keine Entwarnung in der Coronakrise gegeben. Er bereitete vielmehr die Bevölkerung auf eine weitere Eskalation vor. „Wir erleben die Ruhe vor dem Sturm“, sagte Spahn bei einer Pressekonferenz in Berlin. Spahn kündigte an, weiter auf die Nutzung von Handydaten zu drängen. Dies könne bei der Verfolgung von Infektionsketten helfen. Nach Ostern werde das Thema von Gesprächen auch mit den Ministerpräsidenten sein.

In der am Mittwoch verabschiedeten Novelle des Infektionsschutzgesetzes hatte Spahn seine Pläne nicht unterbringen können. Auf einen Zeitpunkt, wann die Kontaktsperre und weitere Einschränkungen aufgehoben werden könnten, wollte sich Spahn nicht festlegen lassen. Das trägt dem Minister Kritik ein. Die Menschen hätten einen berechtigten Anspruch darauf, in Zeiten der Verunsicherung mehr über den Fahrplan des Ministeriums zu erfahren, sagte der Linken-Abgeordnete Achim Kessler.

KBV-Chef: Reihentestung wäre „sinnfrei“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen unterstrich die Fähigkeiten der niedergelassenen Ärzte, Tests auf das neue Corona-Virus vorzunehmen. Die Kapazitäten würden „in Richtung 360.000 Tests pro Woche ausgeweitet, sagte Gassen bei der Pressekonferenz gemeinsam mit dem Minister.

86 Labore seien rund um die Uhr damit beschäftigt. Die Ressourcen müssten gleichwohl sparsam eingesetzt werden, sagte Gassen. Es werde schließlich weltweit getestet. Die wenigen Hersteller der Reagenzien reagierten auf die Nachfrage mit Rationierung. Einer Reihentestung erteilte der KBV-Chef eine Absage. „Gesunde und unauffällige Menschen zu testen, ist sinnfrei.“ Fachleute empfehlen Tests nur bei Symptomen, nach Kontakt mit einer angesteckten Person, bei Lungenentzündung und generell für medizinisches Personal.

Kliniken bereiten sich vor

Die Krankenhäuser in Deutschland bereiten sich unterdessen auf den erwarteten Anstieg von intensivmedizinisch zu behandelnden Patienten vor. Stand Donnerstag gebe es 5600 freie Intensivbetten, berichtete Professor Uwe Janssens, Präsident der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Schon bis Freitag sollen weitere 5700 Intensivbetten einsatzbereit sein, sagte Janssens. 50 bis 60 Prozent verfügten über Beatmungskapazitäten.

Das Bild sei immer noch nicht komplett, sagte der Intensivmediziner. Das DIVI-Intensivregister erfasse bislang 670 Kliniken. Das sei ein weltweit einmaliges Werkzeug, um freie Intensivkapazitäten zu ermitteln. Bis jetzt erfasse es jedoch lediglich 60 bis 70 Prozent der tatsächlich zur Verfügung stehenden Intensivbetten. Er hoffe auf etwas Druck von Gesundheitsminister Spahn, alle zum Beitritt zum Register zu bewegen.

Beatmungskapazitäten entscheidend

Je mehr Beatmungskapazitäten Deutschland haben werde, desto mehr Leben würden gerettet werden können, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts Professor Lothar Wieler. Er betonte, dass die Zahlen vorerst weiter steigen würden. Stand Donnerstag 0.00 Uhr gab es in Deutschland 36.500 offiziell auf das neue Corona-Virus positiv getestete Menschen. 198 Opfer seien zu beklagen. 5900 Menschen seien nachweislich wieder genesen, sagte Wieler.

Die zusätzlichen Intensivkapazitäten stellten die Krankenhäuser vor die Herausforderung, dass dafür nötige Personal anzuwerben, sagte die Infektiologin Professor Susanne Herold vom Universitätsklinikum Gießen-Marburg. Das Klinikum hole dafür Kollegen aus der Elternzeit zurück und bilde gleichzeitig Medizinstudenten an Beatmungsgeräten aus. Es werde auch in Deutschland an Therapien zur Behandlung von Infektionen mit dem neuen Corona-Virus SARS-CoV-2 geforscht. Interessant entwickelt hätten sich Ansätze mit dem Malariatherapeutikum Chloroquin, mit HIV-Therapien und Remdesivir, einem gegen Ebola eingesetzten Wirkstoff.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Frühe Hilfen

Babylotsen: Im Nordosten langfristig gesichert

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

Lesetipps
Dreidimensionale Darstellung des Syphilis-Erregers.

© Christoph Burgstedt / stock.adobe.com

Hinweis von Infektiologin

Syphilis täuscht Rheumaerkrankungen und Schübe vor

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (l.) bei der Übergabe des Aktionsplans für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen an Jürgen Dusel, Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen und Verena Bentele, Sprecherin des Deutschen Behindertenrats.

© picture alliance/dpa | Carsten Koall

Aktionsplan vorgelegt

Lauterbach forciert Umbau zu barrierefreien Arztpraxen