SARS-CoV-2-Vakzine
Spahn bekräftigt COVID-Impfangebot für Kinder bis Ende August
Übereilt und überambitioniert? Gesundheitsminister Jens Spahn weist Kritik von Kinderärzten an seinem Versprechen einer baldigen Impfung der 12- bis 18-Jährigen zurück.
Veröffentlicht:Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Kritik an seinen Aussagen zu einem Corona-Impfangebot für alle 12- bis 18-Jährigen bis Ende August zurückgewiesen. Mit den Ländern sei bereits vergangene Woche vereinbart worden, wie man im Falle der Zulassung eines COVID-19-Vakzins für Kinder und Jugendliche ein Impfangebot „bis zum Ende der Sommerferien machen und umsetzen kann“, sagte Spahn am Mittwoch im Haus der Bundespressekonferenz. Insofern sei er „optimistisch, dass das gelingen kann“.
Die EMA hatte Anfang Mai das Rolling Review für den Impfstoff Comirnaty® von BioNTech/Pfizer bei ab Zwölfjährigen gestartet. Ergebnisse sind für Juni angekündigt. In den USA ist der Impfstoff für die Altersgruppe bereits erlaubt – per Notfallzulassung.
Großes Interesse zu erwarten
Spahn reagierte auf Äußerungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) wie auch der Kinder- und Jugendärzte. STIKO-Vorsitzender Professor Thomas Mertens hatte mit Blick auf die geplante Immunisierung von Kindern zur Geduld gemahnt. Der „Welt“ hatte Mertens gesagt, man müsse zunächst Daten zur Impfung von Kindern genau prüfen, bevor eine generelle Impfempfehlung für Kinder erfolgen könne. Argumente wie Urlaub könnten nicht die entscheidungsrelevanten Argumente der STIKO sein.
Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, hatte in der „Rheinischen Post“ Zeitpläne mit Terminen im Spätsommer als „überambitioniert“ bezeichnet.
In den Praxen der Kinder- und Jugendärzte könne „großflächig gegen COVID-19 geimpft werden“ – Prämisse für das Impfen der ab Zwölfjährigen sei aber, dass sich der Impfstoff in Studien als wirksam und sicher erweise, daher zugelassen werde und die STIKO eine Empfehlung ausspreche, erklärte der BVKJ am Mittwoch zudem per Pressemitteilung.
Zunächst einmal gehe es bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen nicht um das Thema Urlaub, sagte Spahn. „Es geht darum, dass wir in einer Pandemie sind.“ In dieser brauche es individuellen Schutz, aber auch den Schutz anderer. Beide Argumente spielten in der Abwägung, sich impfen zu lassen, eine Rolle.
Am Ende sei dies eine freiwillige Entscheidung – entweder der Eltern oder ab einem bestimmten Alter der Jugendlichen selbst, so Spahn. Die Entscheidung sei mit dem behandelnden Kinder- und Jugendarzt zu treffen. „Hinzu kann eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission kommen – zum Beispiel, wann die Impfung besonders angezeigt ist. Aber die Zulassung ist ja davon unberührt.“
Läge die EMA-Zulassung für die Vakzine vor „dann wird es ein Interesse an dieser Impfung geben bei den zwölf- bis 18-Jährigen wie bei den Eltern“, zeigte sich Spahn überzeugt. Eine Verpflichtung zur Impfung schloss der Minister aus.
Je mehr Menschen sich impfen ließen, desto besser schütze man die, „die wir noch nicht impfen können“, machte auch Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) deutlich. Das sei für die Frage, wie viel Schulbetrieb unter normalen Bedingungen ab Herbst möglich sei, ein „ganz wesentlicher Punkt“. Long-COVID könne auch junge Menschen treffen. „Insofern kann man das Impfen sehr gut empfehlen.“
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Förderung von COVID-19-Arzneien
Spahn und Karliczek kündigten zudem an, die Pharma-Hersteller mit einem 300 Millionen Euro schweren Förderprogramm bei der Entwicklung neuer Arzneimittel gegen COVID-19 unterstützen zu wollen. Ziel sei es, die in den klinischen Phasen I und II erfolgreich getesteten Kandidaten für neue Therapeutika schnellstmöglich zur Anwendung zu bringen.
Auf diese Weise sollten die Möglichkeiten einer Behandlung von COVID-19 erweitert werden, betonten beide Minister. Impfen nehme der Pandemie den Schrecken, wirkungsvolle Therapien den der Erkrankung.