Pädiater gegen Reihenimpfungen

Debatte um Corona-Impfungen von Kindern entbrannt

In den USA ist der Corona-Impfstoff Comirnaty® jetzt für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Hierzulande könnte die Erweiterung der Zulassung im Juni folgen. Schon jetzt wird gestritten, wer wann von wem geimpft werden soll.

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In den USA jetzt ab dem zwölften Lebensjahr möglich: Impfung mit Comirnaty (Symbolbild)

In den USA jetzt ab dem zwölften Lebensjahr möglich: Impfung mit Comirnaty® (Symbolbild)

© Frank Hoermann / SvenSimon / picture alliance

Berlin/Köln/Neu-Isenburg. Nach der Zulassung der Corona-Vakzine Comirnaty® von BioNTech/Pfizer für Zwölf- bis 15-Jährige in den USA werden auch hierzulande die Rufe nach Impfungen für Kinder und Jugendliche lauter. So äußerte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag die Hoffnung, bis zum Ende der Sommerferien könne den 12- bis 18-Jährigen ein Impfangebot gemacht werden.

„Die europäische Arzneimittelbehörde hat ja gesagt Ende Mai, Anfang Juni kann das, wenn nichts Unvorhergesehene passiert, mit der Zulassung gelingen“, sagte er im „Deutschlandfunk“. Die EMA hatte Anfang Mai das Rolling Review für Comirnaty® bei ab Zwölfjährigen gestartet und Ergebnisse für Juni angekündigt.

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Reihenimpfungen geplant

Der Minister verwies auf den Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz, wonach etwa Reihenimpfungen in Schulen oder Impfungen durch Einladung in die Impfzentren „oder auf vergleichbaren Wegen unter Einbindung der Ärzteschaft“ erfolgen sollen.

Die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Dr. Ute Teichert, forderte zu Wochenbeginn, die Impfzentren nicht voreilig zu schließen. „Es reicht nicht, sich allein auf die Kinderarztpraxen zu verlassen. Die müssen sich ja noch um die Regelversorgung kümmern“, sagte sie der „Rheinischen Post“.

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, sprach sich am Dienstag hingegen für Impfungen durch die Pädiater aus. „Es sollte vorher eine gute Beratung über den hausärztlichen Kinderarzt erfolgen“, sagte er der „Ärzte Zeitung“. „Massenimpfungen in Impfzentren oder Schulen halte ich eher für kontraproduktiv. Es braucht eine vertrauensvolle Beratung.“

Manche Pädiater kritisch

Auch bei Impfungen für Kinder gebe es nie „ein Nullrisiko“. „Letztlich ist es immer eine Nutzen-Risiko-Abwägung, die zusammen mit den Sorgeberechtigten getroffen werden muss“, so Fischbach weiter. Der BVKJ-Präsident sagte jedoch auch: „Wir können nur mit den Impfstoffen impfen, die da sind.“

Unter den Kinder- und Jugendärzten gibt es allerdings auch kritische Stimmen. So sehen Pädiater im Saarland eine möglichst rasche Corona-Impfung bei Adoleszenten skeptisch. Ihre Einwände betreffen die geringe Evidenz, die Nutzen-Risiko-Abwägung und die Befürchtung, zeitlich unrealistische Erwartungen auszulösen.

Auch die Sicherheit der Impfstoffe könne aufgrund kleiner Probandenzahlen nicht abschließend beurteilt werden, kritisieren der BVKJ-Landesverband Saarland und das Pädiatrisch-Infektiologische Netzwerks Saar (PaedineSaar).

Zulassung in den USA erweitert

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte den mRNA-Impfstoff Comirnaty® des deutschen Herstellers BioNTech und seines US-Partners Pfizer auch für Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren zugelassen.

Die bereits bestehende Notfallzulassung für Menschen ab 16 Jahren sei entsprechend angepasst und erweitert worden, teilte die FDA am Montag mit. Anfang April hatten BioNTech und Pfizer einen entsprechenden Antrag bei der FDA eingereicht.

Zuvor hatte bereits unter anderem Kanada als eines der ersten Länder der Welt den Impfstoff auch für Zwölf- bis 15-Jährige freigegeben. Auch bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA liegt ein entsprechendes Gesuch, die Prüfung könnte noch bis Anfang oder Mitte Juni dauern. In der EU ist das Mittel von BioNTech/Pfizer bislang nur für Menschen ab 16 Jahren zugelassen.

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Wirksamkeit von 100 Prozent

Die Unternehmen hatten vor einigen Wochen mitgeteilt, dass eine klinische Studie in der Altersgruppe von 12 bis 15 Jahren in den USA eine Wirksamkeit in Form einer relativen Risikoreduktion (RRR) von 100 Prozent gezeigt habe. Die Impfung sei zudem auch gut vertragen worden.

Die Nebenwirkungen hätten jenen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren entsprochen, hieß es. BioNTech und Pfizer untersuchen momentan zudem die Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern zwischen sechs Monaten bis einschließlich elf Jahren weiter. (nös/run/kud/dpa)

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Kommentare
Elisabeth Geitner 12.05.202114:04 Uhr

Es gibt überhaupt keine Notwendigkeit Kinder und Heranwachsende gegen Covid zu impfen. Der Nutzen besteht einzig für die pharmazeutische Industrie, das sage ich als Apothekerin mit 40 Jahren Erfahrung. Schützt wenigstens unsere Kinder im Sinn des Nürnberger Codex.

Margot Lechner 12.05.202107:24 Uhr

Unverantwortlich! Es gibt so gut wie keine schweren Verläufe bei Kindern! Wenn die Risikogruppen geimpft und dadurch vor schweren Verläufen geschützt sind, warum muss man dann die Kinder noch impfen? Das macht doch gar keinen Sinn! Wie wäre es denn erst mal mit einer Stärkung des Immunsystems durch einen guten Vitamin d Spiegel, gesunde Ernährung, Bewegung und Sport an der frischen Luft und wieder Spass und Freude am Leben? Oder soll mit der "Zwangsimpfung" der Pharmamafia der Arsch noch mehr vergoldet werden? Gut, dass sich immer mehr Kinderärzte und andere kritisch zur Kinderimpfung äussern. Siehe # nicht mein Ärztetag auf YouTube!

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