Heimmitarbeiter
Sterbende werden oft unzureichend betreut
Eine Studie hat Mitarbeitermeinungen in 500 Einrichtungen erfasst: Längst nicht alle Heime sind bei der Versorgung Sterbenskranker auf einem guten Weg.
Veröffentlicht:GIEßEN. Statistisch stirbt heute ungefähr jeder dritte Bundesbürger in einem Pflegeheim. Und dennoch ist die Versorgung und Betreuung Sterbender dort oft unzureichend, auch wenn einzelne Einrichtungen auf einem guten Weg sind.
Dies ist die zentrale Botschaft einer Studie zur Versorgungsqualität in Pflegeheimen, an der sich über 2600 Mitarbeiter aus annähernd 500 Pflegeeinrichtungen aus allen Bundesländern beteiligt haben. Sie wurde vor Kurzem in Gießen vorgestellt.
Ziel der unter der Leitung von Professor Wolfgang George vom TransMIT-Projektbereich für Versorgungsforschung und Beratung gemachten Studie war es, die pflegerische, medizinische und psychosoziale Versorgungssituation Sterbender in stationären Pflegeeinrichtungen zu erfassen. Das hierfür verwendete Messinstrument umfasst 44 Variablen.
Zeitliche und personelle Ressourcen
Dabei ging es zum Beispiel um zeitliche, personelle und institutionelle Ressourcen, Ausbildung, Arbeitsklima, Angehörigenintegration, Kommunikation, Schmerz- und Symptomkontrolle, Lebenserhaltung und Aufklärung, Belastung der Helfer und würdevolles Sterben.
Folgende - ausgewählte - Befunde wurden ermittelt: Die zeitlichen und personellen Ressourcen werden von mehr als einem Drittel der Befragten als nicht ausreichend angesehen. Nur 34 Prozent berichten, dass grundsätzlich qualifizierte Pflegende eingesetzt würden.
Ein Drittel der Befragten gibt an, für die Betreuung Sterbender nicht ausreichend vorbereitet zu sein. Und sogar weniger als ein Drittel (27 Prozent) der Antwortenden gibt an, dass ihre Einrichtung - wie eigentlich erforderlich - durch ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützt wird.
Doch es gibt auch positive Ergebnisse: Immerhin drei Viertel der Studienteilnehmer attestieren den Einrichtungen eine "angemessene Schmerztherapie und gelungene Symptomkontrolle". In drei von vier Einrichtungen besteht zudem die Möglichkeit der Übernachtung für Angehörige.
Würdevolles Sterben möglich
Ein Drittel der Befragten gab an, dass Patienten in ihrem Heim immer oder zumindest oft alleine sterben. Ebenfalls ein Drittel stellte klar, dass dies selten oder nie der Fall sei.
Immerhin etwa 75 Prozent der Befragten zeigten sich überzeugt, dass an ihrem Arbeitsplatz ein würdevolles Sterben möglich sei.
Und dennoch ist die Gesamtsituation höchst defizitär, bemängelt Studienleiter Wolfgang George. Notwendig seien weitere Forschungsbemühungen, auch um die Zahl der teilnehmenden Einrichtungen - insbesondere große private Trägereinrichtungen - zu erhöhen.
Ziel müsse es dabei ist, ein bundesweit gültiges Monitoring für alle Einrichtungen zu etablieren, das dann in ein externes und unabhängiges Qualitätsmanagement eingebettet werden sollte. (ras)