Erdbeben in Italien
Suche unter erschwerten Bedingungen
Nach dem Erdbeben in Italien graben die Helfer weiter nach Überlebenden. In den entlegenen Regionen ist es nun wichtig, die Versorgung mit Nahrung und Medikamenten sicherzustellen.
Veröffentlicht:ROM. Die Einsatzkräfte räumen Trümmer aus dem Weg, Spürhunde suchen nach weiteren Überlebenden: Nach dem schweren Erdbeben in Italien laufen die Bergungsarbeiten weiter. Die Einsatzkräfte arbeiten dabei unter erschwerten Bedingungen: Aufgrund alter Bausubstanz könnten die zerstörten Gebäude jederzeit weiter einstürzen, befürchtet der Sprecher der Feuerwehr in Amatrice, Carlo Cardinali. Ständige Nachbeben ließen die Erde zudem weiter wackeln.
Erschwert wird der Einsatz auch durch die Abgelegenheit vieler betroffener Orte. Sie sind über enge Straßen nur schwer zu erreichen, Zufahrtswege sind blockiert. "Die Zerstörungen haben dazu geführt, dass der Zugang zu den kleinen, entlegenen Dörfern sehr schwierig ist", erklärt der Italien-Referent des Hilfswerks des Deutschen Caritasverbandes, Gernot Krauß. Es gebe nach der Katastrophe einen hohen Bedarf an Notunterkünften, Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln, aber auch an psychosozialen Hilfen für Traumatisierte.
Seit dem Beben der Stärke 6,2 koordiniert der italienische Zivilschutz die Hilfsmaßnahmen für die Betroffenen (die "Ärzte Zeitung" berichtete in ihrer App-Ausgabe). Hunderte Einsatzkräfte das Italienischen Roten Kreuzes sind im Einsatz und leisten Nothilfe - "darunter die Rettung von Verschütteten durch Suchhunde, medizinische Betreuung und Versorgung mit Notunterkünften und Nahrungsmitteln", berichtet Sprecher Tommaso Dellalonga.
Auch die Bergwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) steht weiter zur Unterstützung bereit. Bisher sei das deutsche Team noch nicht angefordert worden, erklärte die DRK-Sprecherin für Auslandseinsätze, Alexandra Burck, der "Ärzte Zeitung" am Donnerstag. Jedoch stünden Personal, spezialisierte Suchhunde und Hilfsmaterial im Bedarfsfall bereit.
Weil die Region ein bekanntes Erdbebengebiet ist - erst im April 2009 waren über 300 Menschen bei einem Beben in L'Aquila ums Leben gekommen -, seien die italienischen Kollegen sehr gut trainiert, betonte Burck. Wie viele Menschen noch verschüttet oder vermisst sind, ist aktuell jedoch noch unklar. "Es ist unmöglich eine Zahl der Vermissten zu nennen", sagte Fabrizio Curcio, Chef des italienischen Zivilschutzes. Viele seien auf der Durchreise oder im Urlaub in den betroffenen Orten gewesen.
Neben den laufenden Bergungsarbeiten ist es nun wichtig, die Versorgung der Überlebenden in den entlegenen Bergregionen sicherzustellen. Was am meisten gebraucht werde, seien proteinhaltige Nahrungsmittel, sagte der Bürgermeister des hart getroffenen Ortes Accumoli, Stefano Petrucci. Medikamente seien bereits auf dem Weg. Petrucci machte den Überlebenden daher Mut: "Jetzt gibt es einen Moment der Verzweiflung, aber wir glauben an uns", sagte er am Donnerstag. "Wir sind hartnäckige Bergbewohner und wir werden das schaffen." (mit dpa-Material)