Zigaretten und Shishas
Suchtforscher: Jugendliche unterschätzen Gefahr durch Tabak
Der Suchtforscher Daniel Kotz warnt davor, dass Jugendliche die Gefahr von Tabak auf die leichte Schulter nehmen: Die Tabakindustrie nutze auch zunehmend die sozialen Medien für Produktwerbung. Außerdem sei Tabak viel zu billig.
Veröffentlicht:Frankfurt. Insbesondere junge Menschen unterschätzen nach Worten des Suchtforschers Daniel Kotz weiterhin die Gefahren von Tabak. Werbemittel der Tabakindustrie flössen offenbar verstärkt in Social-Media-Aktivitäten, sagte der Experte im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag).
„Tiktok und Instagram sind längst eine bedeutende Quelle auch bei der Tabakkonsum-Beeinflussung von Jugendlichen." Auch laufe vieles auf subtile Weise ab: „Die Rapper, die bei den Jugendlichen angesagt sind, rauchen in ihren Videos. Und manche von ihnen vermarkten dort nebenbei ihre eigenen Wasserpfeifen-Tabaksorten."
Wasserpfeife zählt häufig nicht zum Rauchen
Erstaunlich sei dabei, dass viele, die Wasserpfeife rauchten, sich selbst gar nicht als Raucher sähen. „Dieser Konsum hat in Deutschland in den vergangenen Jahren unter dem Radar bei Jugendlichen zugenommen.“ Die Daten der sogenannten DEBRA-Studie wiesen auf einen starken Zusammenhang zwischen Wasserpfeifenkonsum und dem Rauchen von mit Tabak vermischtem Cannabis hin. Kotz leitet die Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA), bei der Konsumentinnen und Konsumenten von Nikotinprodukten alle zwei Monate befragt werden.
Im internationalen Vergleich bleibe der Raucheranteil hierzulande „auf sehr hohem Niveau, der Konsum von E-Zigaretten und Wasserpfeifen nimmt zu“, sagte der Experte. Während der Anteil in vielen anderen Ländern sinke, habe es in Deutschland 2022 einen Anstieg gegeben; „unter den 14- bis 17-Jährigen hat sich der Anteil der Raucher fast verdoppelt“. Seit den 50er- und 60er-Jahren habe sich zwar schon sehr viel gebessert, doch seit einigen Jahren gebe es nicht mehr genug Fortschritte.
Wichtig sind Ausstiegsangebote
Entscheidend seien Präventionsarbeit und Ausstiegsangebote für Jugendliche, betonte Kotz. Das wichtigste Steuerungsargument sei darüber hinaus der Preis: „Tabak ist viel zu billig in Deutschland. In Australien kostet eine Schachtel Zigaretten 25 Euro.“ Bei solchen Preisen gerate jede und jeder ernsthaft ins Nachdenken, „und Jugendliche würden gar nicht erst anfangen, denn sie sind besonders preissensibel“.
Ein zweiter wichtiger Faktor sei Werbung: So dürften Tabakprodukte in Deutschland weiterhin dort beworben werden, wo sie verkauft würden. Etwa in Norwegen müsse man dagegen explizit nach dem gewünschten Produkt fragen und erhalte es in neutraler Einheitsverpackung. „Nach diesem Vorbild sollte Tabakwerbung umfassend unterbunden werden", forderte Kotz. (KNA)