Suchtforscher

Stöver: Prohibitionspolitik bei Cannabis ist gescheitert

Haschisch ab 18 legalisieren? In der Politik wird weiter über die geplante Teilfreigabe von Cannabis gestritten. Der Frankfurter Suchtforscher Heino Stöver sieht in der Legalisierung Chancen. Das bisherige Verbot habe wenig bewirkt. Die KBV hingegen warnt.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
Der Bundestag hat die kontrollierte Cannabis-Freigabe bereits beschlossen. Der Bundesrat will an diesem Freitag darüber beraten.

Der Bundestag hat die kontrollierte Cannabis-Freigabe bereits beschlossen. Der Bundesrat will an diesem Freitag darüber beraten.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa/picture alliance

Berlin. Vor der Entscheidung im Bundesrat zur geplanten Teilfreigabe von Cannabis haben Suchtforscher für den Schritt geworben. Ein Argument: Mit der Legalisierung lässt sich der Schwarzmarkt besser in den Griff bekommen.

„Es ist für einen modernen Staat wichtig, keine Schwarzmärkte zuzulassen, wenn sie nicht eingedämmt oder verhindert werden können“, sagte der Direktor des Instituts für Suchtforschung in Frankfurt am Main, Professor Heino Stöver, der Ärzte Zeitung. Der Schwarzmarkt bei Cannabis bringe erhebliche gesundheitliche Gefahren mit sich.

Nachfrage wurde nicht eingedämmt

Die Prohibition habe sich „als nicht wirksam herausgestellt“, so Stöver. Weder sei das Angebot verknappt worden, noch sei die Nachfrage nach Cannabis zurückgegangen. „Wir haben bei Cannabis seit etwa zehn Jahren eine große Nutzerschaft von rund zweieinhalb Millionen. Insofern ist die Prohibitionspolitik gescheitert.“

Warnende Töne setzte dagegen die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ab. „Aus ärztlicher Sicht ist Cannabis, genauso wie Tabak und Alkohol, alles andere als harmlos“, sagte KBV-Vorstandschef Dr. Andreas Gassen. „Man darf dem Cannabiskonsum nicht das Mäntelchen der Ungefährlichkeit umhängen.“

Es sei nachgewiesen, dass der regelmäßige Konsum abhängig mache und gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu bleibenden Schäden führen könne, so Gassen.

Showdown im Bundesrat

Die Länderkammer will an diesem Freitag über das umstrittene Vorhaben der Ampelregierung befinden. Unionsgeführte Länder haben Widerstand angekündigt. Das Cannabis-Gesetz (CanG), das am 1. April in Kraft treten soll, ist zwar nicht zustimmungspflichtig in der Länderkammer.

Die Länder könnten das Vorhaben aber an den Vermittlungsausschuss aus Bundesrat und Bundestag verweisen. Die Unionsfraktion im Bundestag hat angekündigt, das Gesetz – sollte es kommen – bei einer Regierungsübernahme ab 2025 wieder rückgängig machen zu wollen. Der Bundestag hatte dem Gesetz Ende Februar zugestimmt. (hom)

Mehr zum Thema

Neue Krankenhausplanung in Land und Bund

Laumann: Die Klinik-Reform in NRW steht nicht in Frage

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass vor allem eine hohe Komorbidität (CCI    5) sowie Gebrechlichkeit den fehlenden Nutzen einer ICD-Therapie voraussagen können: Die Wahrscheinlichkeit eines nicht arrhythmiebedingten Todes war darunter ungefähr vervierfacht bzw. verachtfacht.

© Pijitra / stock.adobe.com

Schwierige Abschätzung

Wem der implantierbare Defibrillator eher nicht nützt