Arbeitgeber-Studie
TK-Umfrage: Psychische Belastungen im Job nehmen zu
Mit der Digitalisierung wachsen psychische Belastungen am Arbeitsplatz, folglich sind entsprechend bedingte Fehlzeiten gestiegen. Das meldet die Techniker Krankenkasse. Sie hat Arbeitgeber befragen lassen.
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Burn-out & Co.: Psychische Erkrankungen gehören laut einer neuen TK-Studie zu den drei am meisten genannten Gründen für eine Krankschreibung.
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Berlin. Mehr Aufgaben, schnellere Prozesse, mobiles Arbeiten: Die mit der Digitalisierung der Arbeitswelt einhergehenden Anforderungen haben laut einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) auch die Zahl psychischer Belastungen in Unternehmen steigen lassen.
Für ihre am Mittwoch vorgestellte Untersuchung wollte die Kasse in Zusammenarbeit mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und dem „Personalmagazin“ wissen, was aus Sicht der Unternehmen Top-Gesundheitsthemen der Arbeitswelt sind. Befragt wurden 1.098 Geschäftsführende, Gesundheitsverantwortliche sowie Personaler in Betrieben.
Burn-out & Co. auf dem Vormarsch
Gut 38 Prozent der Befragten geben an, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz wie Burn-out, Überforderung und Depressionen eine „eher große“ oder „große“ Bedeutung in ihren Unternehmen haben. Auf die Frage, welche Relevanz psychische Leiden in drei Jahren einnehmen, geben das sogar rund 70 Prozent der Befragten an (siehe nachfolgende Grafik).
Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz hätten die körperlichen Belastungen in ihrer Dringlichkeit in vielen Branchen inzwischen überholt, fasste die Personalvorständin bei der Techniker, Karen Walkenhorst, die Ergebnisse der Studie zusammen.
Dieser Herausforderung müssten sich die Arbeitgeber stellen. Gleichzeitig beinhalte der Trend aber auch die Chance, „die Gesundheit der Beschäftigten in Arbeitsprozessen und Unternehmenskultur fest zu verankern“.
Knapp jede fünfte AU wegen seelischer Leiden
Dass Krankschreibungen infolge von seelischen Erkrankungen zuletzt stark gestiegen sind, bestätigen auch die Auswertungen der AU-Bescheinigungen der bei der Techniker versicherten Beschäftigten. Psychische Erkrankungen gehören demnach zu den drei am meisten genannten Gründen für eine Krankschreibung beim Arzt.
Im vergangenen Jahr betrug deren Anteil am Gesamtkrankenstand rund 17,5 Prozent. Er lag damit vor Krankheiten des Muskel-Skelettsystems (13,7 Prozent) und hinter Erkrankungen des Atmungssystems wie Influenza und Erkältung (25,3 Prozent).
Auch die Krankheitstage je Erwerbsperson aufgrund psychischer Belastungen sind laut Studie in den vergangenen zehn Jahren stetig gestiegen. War jede TK-versicherte Erwerbsperson im Jahr 2012 noch durchschnittlich 2,46 Tage mit einer psychischen Diagnose krankgeschrieben, waren es 2022 bereits 3,33 Fehltage (siehe nachfolgende Grafik). Das entspreche einem Anstieg von gut 35 Prozent, so die Studienautoren.
Laut Untersuchung bieten inzwischen rund 40 Prozent der Unternehmen ihren Beschäftigten bereits Angebote zur Stressreduktion und Ressourcenstärkung an. Rund 37 Prozent der Befragten haben bereits Workshops zum Thema Achtsamkeit und Resilienz umgesetzt.
Yoga-Kurs allein hilft Betroffenen nicht
Dabei handele es sich aber nur um „Symptombekämpfung“, sagte TK-Personalvorständin Walkenhorst. Um die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden langfristig zu erhalten, müsse deren seelische Widerstandskraft dauerhaft gestärkt werden. „Ein Yogakurs allein reicht da nicht. Sowohl gesunde Arbeitsprozesse als auch eine wertschätzende und respektvolle Unternehmenskultur sind wichtige Faktoren dafür, dass die Mitarbeitenden auch langfristig körperlich und psychisch gesund bleiben.“
Ganzheitliches Betriebliches Gesundheitsmanagement könne dabei wichtige Unterstützung leisten. Eine Führungskraft, die ständig erreichbar sei und auch noch spätabends Chatanfragen und Mails bearbeite, sei hingegen nicht förderlich für die Gesundheit der Beschäftigten, stellte Studienleiter Dr. Mark Hübers vom IFBG fest. (hom)